Terrorist wider Willen

Ein Teenager aus Wolfsburg soll für die drei mutmaßlichen Bombenbauer aus dem Sauerland Zünder aus der Türkei eingeschmuggelt haben – unwissentlich, sagt der Verdächtige. versteckt waren die Detonatoren in Schuhen

Ein junger Deutsch-Tunesier aus Wolfsburg soll für die im September im Sauerland verhafteten mutmaßlichen Terroristen unwissentlich Zünder für Bomben aus der Türkei nach Deutschland geschmuggelt haben. Die Detonatoren, hergestellt offenbar in Osteuropa, seien in Schuhen versteckt gewesen, die die Ermittler später aufgesägt vorfanden. Das berichten übereinstimmend Focus und Der Spiegel. Die Bundesanwaltschaft und das Bundeskriminalamt wollten die Berichte nicht kommentieren.

In seiner Vernehmung vor dem Ermittlungsrichter in Karlsruhe habe der Jugendliche eingeräumt, die Schuhe von Istanbul nach Niedersachsen transportiert zu haben. Er sei in einer Istanbuler Moschee von einem Türken auf Deutsch angesprochen worden. Dieser habe ihn gebeten, eine Plastiktüte mit Herrenschuhen und einer Jeans nach Deutschland mitzunehmen und in Braunschweig abzuliefern – ein Freund habe die Sachen in Istanbul vergessen. Für den kleinen Botendienst habe er 100 Euro erhalten. Von den versteckten Zündern will der Wolfsburger nichts gewusst haben. Den Medienberichten zufolge ist der junge Mann 15 oder 16 Jahre alt.

Ermittler hätten die 26 militärischen Zünder bei der Festnahme der drei Terrorverdächtigen im Sauerland gefunden. Der junge Mann habe die Schuhe mit den Zündern Ende August in Braunschweig an den deutschen Konvertiten Fritz G. übergeben, einen der drei festgenommenen mutmaßlichen Islamisten. Dem Focus sagte er, mit der Sache habe er nichts zu tun: „Ich bin kein Terrorist.“ Nach Angaben des Blattes wird der Teenager von der Bundesanwaltschaft aber als wichtigster Zeuge für die Verbindungen der Terrorverdächtigen in die Türkei geführt.

Dem Spiegel zufolge wollten die drei Terrorverdächtigen offenbar gezielt US-Amerikaner töten, aber zugleich darauf achten, möglichst wenige Frauen und Kinder zu gefährden. Das gehe aus abgehörten Gesprächen hervor. Demnach sollten drei Autobomben mit je bis zu 250 Kilogramm Sprengstoff detonieren. Als mögliche Ziele hätten die Verdächtigen unter anderem die US-Basis Ramstein anvisiert. Supermärkte hätten sie aber als Ziele verworfen, weil zu viele Frauen und Kinder unter den potenziellen Opfern gewesen wären. Das Sauerländer Trio war am 4. September verhaftet worden. dpa/taz