OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Als der Zusammenbruch des Studiosystems dem Musical Ende der 1950er Jahre den Todesstoß versetzte, verlegte sich Stanley Donen, einer der wichtigsten Regisseure dieses Genres, ganz auf die Inszenierung geistreicher Komödien, mit denen er an die großen Publikumserfolge vergangener Zeiten problemlos anknüpfen konnte. Zu den eleganten Komödien jener Tage zählt auch „Two For the Road“ (Zwei auf gleichem Weg, 1967), eine bittersüße Ehegeschichte mit Audrey Hepburn und Albert Finney. Die Ernüchterung nach zwölf Jahren Ehe zeigt sich bereits im ersten Dialog, als Joanna und Mark mit ihrem Auto an einer Trauung vorbeikommen: „They don’t look very happy.“ „Why should they? They just got married.“ Doch die in einen Business-Trip nach Frankreich geschickt eingeflochtenen vergnüglichen Erinnerungen an verlegte Reisepässe und kaputte Sportwagen zeigen, dass es früher einmal anders ging – und natürlich immer noch geht. Vergnügen machen in diesem Film auch Hepburns Sonnenbrillen und die vielen verschiedenen Situationen, in denen telefoniert wird – denn neben allem anderen war Donen zweifellos auch der bedeutendste Telefon-Regisseur aller Zeiten.

(OF, 22.–24. 10., Regenbogenkino)

Zwei Menschen werden uns zu Beginn von „The King’s Speech“ in einer Parallelmontage im Umgang mit dem Mikrofon vorgestellt: Für einen Radiomoderator ist es einfach nur ein Alltagsgerät für seine Arbeit. Kurz die Kehle angefeuchtet – und schon spricht er in klarer Diktion dieses leicht überdeutliche britische Englisch, das man von der BBC her so gut kennt. Für den anderen Mann hat das Mikrofon hingegen eher etwas von einem Menetekel: Wie zu seiner Hinrichtung schleicht der Herzog von York (Colin Firth) in das vollbesetzte Wembley-Stadion, wo er im Oktober 1925 eine Rede zum Abschluss der British Empire Exhibition halten soll. Denn er stottert seit seiner Kindheit – und bekommt keinen klaren Satz zustande. Das wirft erst recht Probleme auf, als er nach der Abdankung seines Bruders unversehens König von England wird. Tom Hoopers Film erzählt die im Kern wahre, für den Film jedoch frei ausgestaltete Geschichte von des Königs Freundschaft mit dem australischen Sprachtherapeuten Lionel Logue (Geoffrey Rush). Immer wieder geht es darum, Grenzen auszuloten, die manchmal auch überschritten werden, dabei entsteht ein sowohl komischer als auch dramatischer Schauspielerfilm.

(22. 10., Kulturhaus Spandau)

„Masken“ wäre ein schöner Obertitel für die Filme, die Claude Chabrol im Laufe einer langen Karriere gedreht hat. Ging es ihm doch immer darum, mit bösem Humor hinter den schönen Schein im Leben seiner meist bourgeoisen Figuren zu gucken und den Schmutz zu finden. Davon gibt es immer reichlich – und das natürlich auch in „Masken“ (1986), in der Philippe Noiret einen liebenswerten TV-Moderator gibt, der privat auch weniger charmante Seiten hat. Die amüsante Krimikomödie läuft in einer Retrospektive zum ersten Todestag des Regisseurs im Lichtblick-Kino. (OmU, 20. 10., Lichtblick-Kino) LARS PENNING