Die Wortkunde

„Also, ich erkläre es dir mal“, oder „Es ist ja so, dass …“ – vielen, vor allem vielen jungen Frauen ist es schon passiert: Ein Mann erklärt ihnen die Welt. Warum? Weil er es kann.

Dafür gibt es ein Wort: Mansplaining. Der Neologismus aus man und explain wurde in Australien vom Macquarie Dictionary, dem Wörterbuch für australisches Englisch, zum Wort des Jahres 2014 erklärt. 2010 schaffte es das Wort bereits in die Auswahlliste der New York Times zum Wort des Jahres. Im vergangenen Jahr tauchte mansplaining in der Onlineedition der Oxford Dictionaries auf.

Rebecca Solnit, eine Publizistin aus San Francisco, und Autorin eines Buches über Mansplaing, beschreibt das Phänomen als eine Mischung aus „übermäßigem Selbstvertrauen und Ahnungslosigkeit“. Das Wort etablierte sich schnell in der feministischen Bloggerszene und landete im Mainstream. Die Definition könnte in etwa so lauten: ungebetener Wortschwall, mit dem ein meist älterer Mann einer Frau länglich erklärt, was er vermeintlich besser weiß – mal väterlich-wohlwollend und gönnerhaft, mal nur so richtig dummdreist. Immer aber unter der Prämisse, es selbst besser zu wissen. Und entsprechend resistent gegen Fakten.

Das Problem dabei: Nur weil der akademische Betrieb noch immer, je weiter es in der Hierarchie nach oben geht, desto männlicher wird, heißt es nicht im Umkehrschluss, dass Akademikerinnen in ihrem Fachgebiet weniger Ahnung hätten. Es heißt eben nur, dass die Universitäten, qua Tradition in Männerhand, Männer bei gleicher Qualifikation bevorzugen. Und genau diese systematische Missachtung von Frauen bestätigt das Mansplaining. Gut, dass wir das mal erklärt haben. SVO