André Brink ist tot

NACHRUF II Der Schriftsteller aus Südafrika hinterfragte mehr als nur die Apartheid

JOHANNESBURG taz | Die Apartheid sei Teil von ihm, hatte André Brink oft bekannt. Die Rassentrennung in Südafrika fand der Schriftsteller abscheulich. Seine Bücher forderten den damaligen Zeitgeist heraus. Am Samstag starb Brink im Flugzeug auf dem Rückweg in seine Heimat von einer Preisverleihung in Amsterdam. Er war 79 Jahre alt.

Brink zählte zu den Besten seiner Zunft. An der Universität Kapstadt war er als Professor für Literatur tätig. Als Südafrikas Regierung 2010 die Pressefreiheit per Gesetz beschneiden wollte, gründete er mit seiner inzwischen verstorbenen Schriftstellerkollegin Nadine Gordimer eine Kampagne gegen das Gesetz. Auch John Maxwell Coetzee stimmte ein. Seit der Zeit Nelson Mandelas sei Südafrikas ANC-Führung gegen Kritik und das Erzählen der Wahrheit, schrieb Brink damals. „Da ist ein Gefühl, dass sie mich verdammt noch mal nicht mundtot machen.“

Anders als Gordimer und Coetzee erhielt Brink nie den Literaturnobelpreis. Der 1935 als Sohn eines Beamten und einer Englischlehrerin geborene Autor schrieb auf Englisch und Afrikaans – oft gleichzeitig. In provokanter Weise hielt er der Apartheidgesellschaft einen Spiegel vor – manchmal ein Zerrspiegel. Brink war Mitglied der Anfang der 60er Jahre gegründeten regimekritischen Schriftstellervereinigung Die Sestigers (Die Sechziger). Bis dahin waren südafrikanische Schriftsteller, die ihre Haltung gegen die Apartheid zum Gegenstand ihrer Werke machten, in erster Linie britischer Herkunft gewesen, wie Nadine Gordimer.

Sein umgehend in Südafrika verbotener, 1979 in London erschienener Anti-Apartheid-Roman „A Dry White Season“ (Weiße Zeit der Dürre) wurde 1989 mit Marlon Brando verfilmt. Brink sagte über sein Werk: „So zu schreiben, wie ich es getan habe, hat Menschen zusammengebracht.“ MARTINA SCHWIKOWSKI