: Ausnahmezustand am Flughafen
LOHNKAMPF Der Warnstreik in der Passagier-Kontrolle sorgt am Flughafen Hamburg für chaotische Verhältnisse. Bundespolizei sperrt Terminal wegen Überfüllung ab
Die von der Gewerkschaft Ver.di ausgerufenen Warnstreiks der Luftsicherheitsassistenten an den Flughäfen Hamburg, Hannover und Stuttgart haben zu erheblichen Behinderungen geführt. Während in Hamburg der Flughafen nahezu lahmgelegt wurde, kam es in Hannover trotz des Streiks von 100 Ver.di-Mitgliedern nur zu geringfügigen Beeinträchtigungen. Hier gilt parallel ein Tarifvertrag der arbeitgebernahen christlichen Gewerkschaft öffentlicher Dienst (GÖD) unter Branchenniveau und damit für Teile der Securitys Friedenspflicht.
Laut Ver.di waren mit 500 Beschäftigten am Hamburger Flughafen Fuhlsbüttel fast 90 Prozent der Kontrolleure an den Sicherheitschecks im Streik. Zudem waren mehrere hundert Beschäftigte der Bodendienste auf dem Rollfeld in einen Solidaritätsstreik getreten.
Schon zu früher Stunde wurden 150 der 400 Flüge gestrichen. Später sperrte die Bundespolizei den Terminal 1 ab, weil sich nach vierstündigen Wartezeiten 5.000 Menschen an den Kontrollstellen stauten. „Wir hatten noch nie die Situation, dass wir Gebäude schließen mussten“, sagte eine Flughafen-Sprecherin. Eine Entspannung war auch für den Abend nicht abzusehen.
Der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW) steht nun auch unter dem Druck der betroffenen Airlines Lufthansa und Germain Wings. BDSW-Hauptgeschäftsführer Harald Olschok warf Ver.di vor, „unschuldige Passagiere in Geiselhaft“ zu nehmen.
Hintergrund des Konfliktes sind die bundesweit festgefahrenen Tarifverhandlungen für die Sicherheitswirtschaft. In Hamburg hat der BDSW zuletzt für die 8.000 Security-Leute eine Lohnerhöhung ab 2016 um 25 Cent über dem gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro angeboten. Die Gewerkschaft fordert einen Einstiegslohn von 9,20 Euro für Wachleute und für Fachkräfte an Flughäfen, die dort hoheitsrechtliche Aufgaben der Bundespolizei wahrnehmen, Löhne zwischen 15 und 18,50 Euro. „Wir verlangen Großstadtlöhne, um nicht zusätzlich auf Arbeitslosengeld II angewiesen zu sein“, sagte Ver.di-Verhandlungsführer Peter Bremme. KVA