Politischer Buchmacher

Als in Paris das Attentat auf Charlie Hebdo passierte, war ihm gleich klar: „Ich bin nicht Charlie. Deren Humor ist nicht meiner, und mit irgendwelchen Buttons rumlaufen wollte ich auch nicht.“ Trotzdem, sagt Klaus Humann, seit 2012 Chef des kleinen Hamburger Aladin-Kinderbuchverlags, habe er ein Statement setzen wollen.

Also hat er kurz entschlossen das Genre gewechselt: „Zeichner verteidigen die Meinungsfreiheit“ heißt das Buch, das am 12. Februar herauskommt, und es ist ganz und gar kein Kinderbuch, auch wenn Achtjährige die Bildchen schön finden mögen.

29 Illustratoren und Cartoonisten aus Europa, den USA und Australien haben darin auf jeweils einer Seite ihre Haltung zur Meinungsfreiheit nach dem Attentat zu Papier gebracht, und eine solche Sammlung ist selten.

„Ich hätte natürlich auch Karikaturisten fragen können“, sagt Humann, der zuvor 15 Jahre den Hamburger Carlsen Verlag geleitet und unter anderem durch die „Harry Potter“-Bücher groß gemacht hatte. „Aber ich wollte denen eine Stimme geben, die sonst nicht so exponiert zu Wort kommen: den Kinderbuchillustratoren.“ Die seien zwar nicht unpolitisch, aber schon „grundsätzlicher“ als Karikaturisten. Was nicht hindert, dass ein Bild einen Soldaten und einen Zeichner auf einer Wippe zeigt; der Soldat legt gerade auf den Zeichner an, den Rest kann man sich denken.

Und ja, sagt Humann, der gern und viel erzählt, es sei schon eher ein Erwachsenenbuch, „aber ich tue das nicht, um als Verleger oder als Privatperson ein gutes Gewissen zu haben“. Das habe er, der unter anderem 14 Jahre beim Rowohlt Verlag politische Bücher lektorierte, nicht nötig. Aber er habe angesichts des Attentats von Paris nicht untätig bleiben wollen.

Darin ist er konsequent, denn alle Beteiligten – Druckerei, Verlag, Zeichner – arbeiteten extrem schnell und verzichteten auf Bezahlung. Sämtliche Verkaufserlöse sollen dem „Writers in Prison“-Programm der Schriftstellervereinigung zugute kommen. Angst vor radikalen Islamisten, sagt Humann, habe er nicht. „Das bedeutet aber nicht, dass es ein harmloses Buch ist.“  PS