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Archiv-Artikel

KUNST

schaut sich in den Galerien von Berlin um

NOEMI MOLITOR

Ich will diesen Zeitumwandler von Hermine Granger aus Harry Potter haben. Damit kann man an mehreren Orten gleichzeitig sein. Freitagabend wäre nämlich die Gelegenheit, um das Teil einzuweihen. In der Universität der Künste eröffnet die Meisterschülerausstellung der Fachklassen der Bildenden Kunst. Weil die guten Student_innen erst noch ihre Meisterprüfungen bestehen müssen, bleibt es ein Geheimnis, wer ausstellt. Stelle ich mir nervenaufreibend vor und schicke schon mal Salz, Spucke, und was man sonst noch so über die Schultern wirft, in die entsprechende Richtung (14.–20. 2., Mo.–Sa. 11–19 Uhr, Eröffnung 13. 2., 18 Uhr, Hardenbergstr. 33).

Am Kotti wird es am Freitag auch schön, nämlich im Kotti-Shop. Der Projektraum ist Austauschort für Bewohner_innen und Kunstschaffende aus Berlin und anderswo. Hier entstanden zum Beispiel die U-Bahn-Plakate von Kotti&Co gegen Vertreibung aus dem Kiez, die 2012 auf dem Gleis der U8 hingen. Der Kotti-Shop gehört nämlich so richtig der Nachbarschaft. Ohne elitäres Getue wird hier einfach Kunst gemacht. Freitagabend eröffnet die zweite Kotti-Shop Ausstellung „Kotti Pictures Pt. 2“. Und beschäftigt sich mit keinem anderen Ort als: dem Kotti. Dazu erscheint das neue Magazin „4:33 – Kulturen des Alltags“, das ab jetzt in unregelmäßigen Abständen vom Kotti-Shop herausgegeben wird (14.–15. 2., 16–18 Uhr; Eröffnung 13. 2., 19 Uhr, Adalbertstr. 4).

Der Kotti-Shop ist gelebte Community, die keinen Geniekult braucht. Der beschäftigt aber wiederum Ho Tzu Nyen, dritter Freitag-Kandidat für diese Woche. Sein Film „The Name“, der in der daad-Galerie Premiere feiert, spielt mit der Romantisierung eines getriebenen Autors, der nur unter Qualen schreiben kann. Der schreibfreudige „Autor“ Gene Z. Hanrahan dient hierbei als Counter-Part zur Genie-Figur. Denn unter dem Namen „Hanrahan“ kursiert zum Beispiel sowohl eine Analyse des kommunistischen Kampfes zur Kolonialzeit in Malaya als auch eine Herausgeberschaft von Ernest Hemingway. Hinter Hanrahan wird inzwischen ein Pseudonym oder gar eine ganze Forschungsorganisation vermutet. So wird die Anonymität dann doch wieder zum Kult (Mo.–Sa. 11–18; Eröffnung 13. 2., 19–21 Uhr, Zimmerstr. 90).

Der Film „The Nameless“ über Lai Teck, von 1939 bis 1947 Generalsekretär der kommunistischen Partei Malaysias und Dreifachagent für Frankreich, Großbritannien und Japan mit mindestens 50 Pseudonymen, läuft übrigens unter Ho Tzu Nyens echtem Namen bei der Forum-Expanded-Ausstellung „The Sound of the Closing Door“ auf der Berlinale (5.–16. 2., täglich 11–21 Uhr, Hanseatenweg 10).