: Eigenartiges Durcheinander
INTERKULTUR Statt über die Bedingungen für ein Nebeneinander zu streiten, feiert das Festival „eigenarten“ seit zwölf Jahren lustvoll das kulturelle Durcheinander
VON ROBERT MATTHIES
Mal gefährlich, mal unverbindlich-tolerant: Immer noch können sich viele nur ein mehr oder weniger funktionierendes Nebeneinander von Kulturen vorstellen. Dabei ist die große Chance des Kultur-Plurals das beständige Durcheinander, das dadurch möglich wird. Statt darüber zu streiten, unter welchen Bedingungen wer wo mitmachen darf, könnte man sich einfach lustvoll der ohnehin längst faktischen Gemeinsamkeit hingeben.
Das Festival „eigenarten“ tut genau das seit nunmehr zwölf Jahren. Einmal im Jahr bringt es Hamburger Künstler_innen, die interkulturell und mit einem irgendwie erkennbaren Hamburg-Bezug arbeiten, für eine Woche zusammen, will nicht nur Einblick geben in unterschiedliche Traditionen, Religionen oder Philosophien und unter Beweis stellen, wie ein Miteinander trotz und gerade wegen all der Unterschiede funktionieren kann, sondern auch zeigen, dass das Interkulturelle selbst in Bezug auf die Akzeptanz anderer Lebens- und Denkweisen konstruktiv wirkt – Weltoffenheit im starken Wortsinn.
Bis zum 7. November gibt es quer durch die Stadt insgesamt 40-mal Interkultur in Ausstellungen, bei Theateraufführungen, Konzerten, Lesungen, Tanz- und Kinderveranstaltungen zu erleben. Immer geht es dabei um die vielfältigen Verbindungen zwischen fernen Ländern, unterschiedlichen Zeiten, Rhythmen, Sprachen oder Perspektiven. Auf eine Reise aus der Erinnerung in die Gegenwart und von kolumbianischen Kaffeeplantagen auf hiesige sechsspurige Autobahnen begibt sich etwa die Performance „Kaffee, café – la ventana“ im Hamburger Sprechwerk. Dabei nimmt der Kulturaustausch mitunter auch ganz unverfängliche Formen von Interkulturalität an: In der Thalia-Bar Zentrale etwa steht ein Dostojewski-Medley auf dem Programm.
■ Do, 27. 10. bis Mo, 7. 11., diverse Orte, Infos und Programm: www.festival-eigenarten.de