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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Blick in die Frauenfußballnische

■ betr.: „Zurück in der Nische“, taz vom 26. 10. 11

Liebe tazler, ihr schreibt: Der Frauenfußball ist nicht nur mit der Bundesliga, sondern auch mit der DFB-Auswahl zurück in seiner Nische. Dabei könnt ihr selbst etwas dagegen tun: Zum Beispiel zusätzlich zur Ligatabelle der Männer auch die Tabelle der Frauen veröffentlichen. Das wäre zumindest ein kleiner Blick in die Nische.

MELANIE LAHMER, Siegen

Politikergetrommel

■ betr.: „Und wenn jetzt die Russen kommen?“, taz vom 27. 10. 11

Schön, dass sich die taz nicht an dem Gejammere von Kommunen und Ländern über den Truppenabzug beteiligt. Wird doch bei diesem medienwirksamen Politikergetrommel völlig vergessen: Der Umbau der Bundeswehr ist nicht wirklich eine Sparmaßnahme, sondern der Aufbau einer verfassungswidrigen Interventionsarmee zur Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen. GERHARD OTT, Flensburg

Was will der Autor von der Linken?

■ betr.: „Ein Programm für die Opposition“, taz vom 24. 10. 11

Was möchte uns denn der Autor mit seinen Forderungen an die Linkspartei sagen? Sie soll genauso werden wie die SPD oder der Rest im Bundestag? Nein, Kriegs- und Geldverbrennungsparteien gibt es dort genug. DIE LINKE braucht ihre Alleinstellungsmerkmale wie „Weg mit Hartz IV“, „keine Kriegseinsätze“ und die Forderung nach Enteignung von Banken und Konzernen, sonst wird sie unwählbar (siehe Berlin). Gerade weil sie mit ihrem linken Profil immer noch zu zaghaft umgeht und sich von Kubagegnern und Mauerinstumentalisierern deren Empörung aufschwatzen lässt, stagniert sie. Würde die SPD ihre Kriegs- und Untertanenpolitik einstellen, wäre DIE LINKE doch gar nicht mehr im Bundestag. PETER GUTZEIT, Hamburg

„Nix deutsch“?

■ betr.: „Sonderzug aus Istanbul“, taz vom 27. 10. 11

„50 Jahre Ali in Almanya – immer noch nix deutsch?“ lautete die am 12. Oktober ausgestrahlte Diskussionsrunde von Anne Will im Ersten Deutschen Fernsehen. Anne Will wollte darüber diskutieren, ob Ali mittlerweile deutsch ist. Aber wollen wir, die 3. Generation der Deutsch-Türken, nach 50 Jahren Einwanderungsgeschichte tatsächlich noch über die Frage diskutieren, ob Ali „nix“ deutsch ist? Sollte ich, als deutsch-türkische Hamburgerin Das Erste darauf aufmerksam machen, dass das Wort „nix“ in der deutschen Sprache nicht existiert? Nach der Sendung ein kurzer Austausch zwischen Deutsch-Türken. Ein deutsch-türkischer Akademiker, 30 Jahre alt sagt: „Ich wandere aus.“ Wohin? „Nach Istanbul.“ Warum? „Diese Diskussionen verursachen innere Unruhe.“

Ja tatsächlich verursachen sie innere Unruhe dank Sarrazin, Seehofer und Buschkowsky und einem sarrazinistischen Chor, der tagtäglich meint: „Man wird ja wohl noch mal sagen dürfen, dass die Integration bei Euch Türken manchmal schief läuft.“ Aber was läuft denn bei uns schief? Abgeschlossenes Studium, Doktorarbeit, ehrenamtliches Engagement, intakte Familien, kein Ehrenmord, keine Zwangsheirat. Was also läuft schief bei mir, bei meinen Freundinnen und Freunden? Schief läuft, dass genau jene, die „gut integriert“ sind, sich jeden Tag immer noch erklären und rechtfertigen müssen, dass sie ein selbstverständlicher Teil dieser Gesellschaft sind, dass sie ein Teil von Deutschland sind. Da diese tagtägliche Konfrontation und Rechtfertigungsversuche aber innere Unruhe bringen, überlegen wir uns, wie wir einfach nur leben können, Freude haben können, den alltäglichen Dingen nachgehen können, ohne uns für unser Leben in Deutschland tagtäglich erklären zu müssen.

Viele dieser gut integrierten Deutsch-Türken meinen, ihre innere Ruhe in ihrer anderen Heimat, der Türkei zu finden. Von 80.000 deutsch-türkischen Akademikern ist mittlerweile die Rede. Anne Will fällt keine intelligentere Frage ein als: „Aber wollen Sie, ihre Kinder und Enkelkinder auch wirklich in Deutschland ankommen?“ Sind wir doch. Aber wollen wir vielleicht gar nicht mehr in Deutschland bleiben und weiterziehen, dorthin, wo wir meinen, innere Ruhe zu finden? BILINC ERCAN, Hamburg

Übliche Wohnungsdurchsuchung

■ betr.: „Schutz der Wohnung angemahnt“, taz vom 28. 10. 11

Längst ist die Wohnungsdurchsuchung zu einer Standardmaßnahme geworden. Polizei, Gerichtsvollzieher und Finanzämter dürfen die Wohnung öffnen und das Schloss austauschen. Die „Hemmschwelle“ dazu ist gesunken bei den vielen überschuldeten Mitbürgern, die ihren Arbeitsplatz verloren haben und ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen können. Viele sozial schwache Menschen, Kranke, Ältere sind betroffen und den staatlichen Maßnahmen schutzlos ausgeliefert! Von einer Wahrung der Privatsphäre kann keine Rede mehr sein. CHRISTIAN LUKNER, Bonn