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HOHES PENSUM Die Bildungsmesse didacta thematisiert dieses Jahr die Herausforderungen der Inklusion, Chancen des digitalen Lernens – und zeigt, wie schön Schule sein kann

Die Rahmenbedingungen für die Inklusion an Regelschulen sind oft unzureichend

VON HEIDE REINHÄCKEL

„Wir leben in der Zeit des Fortschritts der Inklusion“, singt der Berliner Künstler Graf Fidi, der sich selbst als besten Rollstuhlrapper bezeichnet, in seinem Song „Klartext“. Der Rapper ist Teil des Eröffnungsprogramms der diesjährigen didacta. Europas größte Bildungsmesse versammelt vom 24. bis zum 28. Februar in den fünf Hallen der Messe Hannover Institutionen, Experten und Unternehmen aus dem Bildungsbereich von Kindergarten über Schule und Hochschule bis zur beruflichen Bildung, um sich mit Trends und Perspektiven der Branche auseinanderzusetzen.

Trendthema Inklusion

Mit dem Stichwort Inklusion ist eines der diesjährigen „Trendthemen“ aufgerufen, dem mit dem 25. Februar ein ganzer Tag gewidmet ist, unter anderem mit einer Reihe von Podiumsdiskussionen. 2009 unterzeichnete Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention, die auf ein inklusives Bildungssystem für alle Kinder abzielt – also eine Schule für Kinder mit und ohne Behinderung. „Die didacta hat das Thema Inklusion 2014 zum ersten Mal zusammen mit dem Verein rehaKind aufgegriffen“, erklärt Reinhard Koslitz, Geschäftsführer des didacta Verbands. Auch die nächsten Jahre werde das Thema weiter begleitet werden. „Generell kann die Aus- und Weiterbildung in diesem Bereich sich aber noch weiterentwickeln“, so Koslitz.

Das sehen viele Lehrer als Betroffene ganz ähnlich: „Inklusion ist die größte Herausforderung für die Schule“, sagt Udo Beckmann, Vorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung, der bundesweit die Interessen von rund 140.000 Pädagogen vertritt. „Der Fortbildungsbedarf ist enorm, besonders für Regelschullehrer, aber auch für Sonderpädagogen, die in einem normalen Schulumfeld arbeiten.“ Viele Lehrer beklagten die mangelnde Vorbereitung, oft seien die Rahmenbedingungen für die Inklusion an Regelschulen unzureichend. „Deshalb ist mehr öffentlicher Druck nötig, auch von der Bühne der didacta, damit endlich Ressourcen zur Verfügung gestellt werden und Kinder mit und ohne Behinderungen von der Inklusion profitieren können“, fordert Beckmann.

Auch bei einem weiteren Trendthema der didacta, dem digitalen Lernen, spielen die Ressourcen eine wichtige Rolle. Laut Koslitz vom didacta Verband könnten viele Bildungsinstitutionen aufgrund ihres engen Investitionsrahmens die Digitalisierung des Lernens nur „eingeschränkt“ umsetzen. Darum brauche es unbedingt zusätzliche Gelder für digitale Medien.

Gerade die Schulen haben bei der Ausstattung mit digitalen Medien noch Nachholbedarf. Weil aber mobile digitale Endgeräte wie Tablets inzwischen recht preiswert sind, ist das elektronische Klassenzimmer auch in Deutschland keine Zukunftsmusik mehr. „Digitales Lernen ist seit einigen Jahren auf dem Vormarsch, und es gibt viele Neuerungen in diesem Bereich“, sagt Koslitz und verweist etwa auf Anwendungen, die Videos und Grafiken einbinden. „Außerdem können naturwissenschaftliche Versuche mithilfe der digitalen Medien simuliert werden“, so Koslitz. „Und digitale Atlanten, die Ländermerkmale wie Bevölkerung und Wirtschaft anzeigen, erlauben einen ganz anderen Blick auf die Welt.“ Besonders in den MINT-Fächern (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) machen digitale Anwendungen den Unterricht anschaulicher. Mit ihnen kann etwa ein virtuelles Labor simuliert werden.

Vision und Wirklichkeit

Digitales Lernen kommt nicht nur im schulischen Bereich, sondern verstärkt auch in anderen Bildungseinrichtungen zum Einsatz. Und der Trend zur Technisierung wird künftig zweifellos noch zunehmen. Eine Verdrängung des lehrenden Menschen durch die Maschine steht aber wohl trotzdem nicht an. Laut Koslitz sind digitale Medien in allen Bildungsbereichen mittlerweile zwar „unverzichtbar“, doch zugleich dürfe der Erwerb sozialer Kompetenzen nicht vernachlässigt werden.

Ein weiterer Trend, der bei der didacta ins Visier genommen wird, ist die Schule der Zukunft – in Form realer Räumlichkeiten. Auf der Messe werden die Entwürfe von Rosan Bosch vorgestellt, einer niederländischen Architektin, die in Kopenhagen arbeitet.

Sie lassen erahnen, wie modern, multifunktional und ästhetisch interessant Schulen aussehen können. Ein Blick auf die bestehende Bausubstanz der meisten deutschen Schulen wirkt dagegen ernüchternd. Hier liegen Vision und Wirklichkeit noch Welten auseinander.

■ Die didacta findet vom 24. bis 28. Februar in den Hallen der Messe Hannover statt. www.didacta.de