Faktencheck für Esso-Häuser soll Debatte voranbringen

STADTPLANUNG Zentrale Fragen zum Abriss oder der Erhaltung sollen neutral begutachtet werden

Sind die Esso-Häuser am Spielbudenplatz so verrottet, dass sie abgerissen werden müssen? Könnten sie saniert werden, ohne, dass die MieterInnen ausziehen müssten? Diese und noch zu ermittelnde Fachfragen sollen von einem neutralen Gutachter geklärt werden, bevor die Verhandlungen über die Esso-Häuser am Spielbudenplatz weitergehen. Darauf hat sich am Montagabend ein Runder Tisch geeinigt. Es nahmen Leute aus der Nachbarschaft, Vertreter der Bezirksverwaltung, der Bezirkspolitik und des Investors, der Bayerischen Hausbau teil.

Das Gebäude-Ensemble besteht aus zwei Wohnhochhäusern mit einem quer davor liegenden Gebäuderiegel, in dem auch der Molotow-Club beheimatet ist und die berühmte Esso-Tankstelle. Der Investor will das alles abreißen und einen neuen Gewerberiegel bauen. Statt der heutigen 110 sollen 240 Wohnungen errichtet werden, darunter 110 Sozialwohnungen aber auch einige Eigentumswohnungen.

Eine Initiative aus Bewohnern und Stadtteilaktivisten sieht den Abriss kritisch: Er zerstöre das gewachsene Milieu der Mieterschaft und das Stadtbild. Mit dem Abriss des 60er-Jahre-Ensembles drohe das Gesicht St. Paulis ein weiteres Stück glattgebügelt zu werden. Außerdem sei das Ensemble erhaltenswert. „Es steht modellhaft für eine Utopie der 50er Jahre“, sagt der Künstler Ted Gaier, der nebenan wohnt.

Am Runden Tisch sorgte ein „Aufhebungsvertrag“ für Aufregung, den die Bayerische Hausbau den Mietern vorlegen wollte. Anders als besprochen, enthielt er keine Rückkehrgarantie für die Mieter und es wurden auch keine Umsetzwohnungen versprochen. Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) bot an, einzuspringen: „Wir würden, wenn es zu einem Neubau kommt, einen Durchführungsvertrag machen, der ein Rückkehrrecht für alle Mieter vorschreibt.“ Die neuen Sozialwohnungen wären pro Quadratmeter billiger für die Mieter, verspricht er. Doch die politische Debatte geht erst weiter, wenn die Sachfragen geklärt sind. KNÖ