heute in bremen : „Ein gewisse Willkür“
Ein Astrophysiker spricht über den Abstieg des Planeten Pluto zum kosmischen Zwergobjekt
taz: Pluto ist tot. Als Zwergplanet trägt er offiziell nur noch die Bezeichnung 134340. Wie kam es zu diesem Abstieg?
Klaus Reinsch, Institut für Astrophysik der Uni Göttingen: Die Astronomen haben das im vergangen Jahr so festgelegt. Man hat eine ganze Reihe von ähnlichen Objekten gefunden, die auch ähnliche Bahnen und Größen haben. Jetzt stand man vor der Frage: Wollen wir irgendwann 100 Planeten in unserem Sonnensystem haben – oder definieren wir das neu?
Was fehlt dem Pluto zum begehrten Status?
Das entscheidende Kriterium ist, dass der Pluto seine Umlaufbahn nicht von anderen Objekten ähnlicher Größe gereinigt hat. Die anderen acht Planeten haben da eine Exklusivstellung.
Warum kam die Wissenschaft erst jetzt darauf?
Die anderen Objekte wurden erst in den vergangenen fünf bis zehn Jahren entdeckt. Der Pluto ist ja schon 1930 entdeckt worden, damals suchte man noch nach einem neunten Planeten jenseits des Neptun und fand ihn schließlich mehr oder weniger durch Zufall. Zu der Zeit stand er relativ nah zur Sonne und war deswegen relativ hell. Irgendwo ist es ja natürlich auch eine gewisse Willkür, was man nun einen Planeten nennt und was nicht.
Ändert die Degradierung etwas an den Forschungsprioritäten?
Nein. Die Raumsonde zum Pluto wurde schon gestartet, ehe er umbenannt wurde.
Und was ist mit den Astrologen?
Ich glaube nicht, dass die sich jetzt wirklich umstellen müssen.
Fragen: Jan Zier
20 Uhr, Hochschule für Nautik