: Drei Frühchen in der Klinik gestorben
KLINIK-INFEKTIONEN Alarmstimmung am Klinikum Mitte: Drei frühgeborene Kinder auf der Intensivstation an einer Krankenhaus-Infektion gestorben. Die Ursache ist bisher unbekannt, die Station geschlossen
Klinikholding-Chef Diethelm Hansen
Seit Ende Juli sind im Bremer Klinikum Mitte auf der Frühchen-Station (Neonatologie) insgesamt bei 15 Kindern gefährliche Keime festgestellt worden, an den sieben dieser Kinder sich schwer infiziert haben. Drei davon sind gestorben – am 8. August, am 16. Oktober und am 27. Oktober. Das teilte gestern der Chef des kommunalen Klinikverbundes, Diethelm Hansen mit und räumte ein: „Wir kennen bis heute die Quelle der Infektion nicht.“ Und das, obwohl das Klinikum seit Juli besondere Hygiene-Maßnahmen mehrfach durchgeführt hat.
Auch nach dem zweiten Todesfall hatte das Klinikum das Problem vertraulich halten wollen, nach dem dritten Todesfall hat die Gesundheitsbehörde ein Aufnahme-Stopp beschlossen. Nicht infizierte Kinder wurden auf eine andere Station verlegt. Da dies absehbar durchsickern würde, erklärte Hansen, habe man beschlossen, die Öffentlichkeit zu informieren.
Frühchen unter 1.000 Gramm sind außerhalb der Intensivstation nicht lebensfähig und haben auch da ein hohes Sterbe-Risiko, da sie kaum Abwehrkräfte haben. Nach dem ersten Todesfall haben man die Ursachen untersucht und dann die üblichen Hygiene-Maßnahmen durchgeführt, erklärte Hansen. Danach habe es dann über einige Wochen keine neuen Infektionen gegeben, sodass der Eindruck entstehen konnte, das Problem sei geklärt. Erst als dann festgestellt wurde, dass der zweiten Todesfall denselben „ESBL“-Keim zur Ursache hatte, sei man alarmiert gewesen. Man habe an verschiedenen Stellen der Intensivstation diesen Keim gefunden, erklärte Hansen: „Es gibt eine Infektionsquelle und niemand weiß, wo sie herkommt.“ Aufgrund von Medienberichten, nach denen die Infektionen in der Nahrung gefunden worden seien, war gestern die Staatsanwaltschaft auf das Klinikgelände gekommen. Dies seien reine Spekulationen, keine Information der Klinik gewesen, so Hansen.
Der betreffende Keim, der im menschlichen Darm vorkomme, löst unter normalen Umständen bei Erwachsene höchsten Bauchschmerzen oder Durchfall aus. Leider, so Hansen, kämen solche Infektionen in Kliniken immer wieder einmal vor – die Häufung sei das, was besorgniserregend sei. Ein Krisenteam von Spezialisten des Robert-Koch-Instituts Berlin ist angefordert worden, um die Situation in dem Bremer Klinikum zu untersuchen.
In den letzten Monaten hatte die Klinik-Holding die Behandlung von Frühgeborenen im Klinikum Mitte konzentriert und die entsprechenden Abteilungen im Klinikum Bremen-Nord und Links der Weser geschlossen.