Vom Schuhgeschäft ins Museum

„14 Stunden Kunst und Shopping“: Der Tag der Kunstmeile wird an diesem Sonnabend erstmals gemeinsam mit den Innenstadt-Geschäftsleuten organisiert. Ob das den Museen wirklich neue Besucher beschert, weiß derzeit niemand

Der Titel klingt so schnittig wie kommerziell: „14 Stunden Kunst und Shopping“ lautet das Motto des „Tags der Kunstmeile“ am Sonnabend. Diese Verbindung von Kunst und Kommerz ist neu, hatten sich die Museen zwischen Kunsthalle und Deichtorhallen doch bislang stets selbst genügt.

Doch in diesem Jahr war alles anders: Der städtische Museumsdienst, der den Tag der Kunstmeile bislang organisiert hatte, war den stadthistorischen Museen zugeschlagen worden und fiel als Organisator aus. Außerdem habe sich Konzept lahm gelaufen, fanden die Museumsleute: „Nach zehn Jahren hatte zwar nicht das Besucher-, wohl aber das Medieninteresse nachgelassen“, sagt Christine Maiwald, Marketing-Leiterin am Museum für Kunst und Gewerbe. „Und wir wollen ja, dass man für unsere Aktivitäten wirbt und das wir öffentlich präsent sind.“

Da kam das Ansinnen der Interessengemeinschaften Mönckebergstraße und Spitalerstraße sehr gelegen: „Sie wollten einen Tag mit langen Öffnungszeiten – und dazu Kultur“, sagt Maiwald. Werbemittel hatten die Geschäftsleute auch in petto; Plakate, Anzeigen, Flyer und Radiospots wollten sie finanzieren.

Sicher, auch die beteiligten Museen hätten ihren Marketing-Etat aufgestockt. „Aber die Geschäftsleute tragen 50 Prozent der Kosten und ermöglichen eine Werbung, die wir nicht hätten stemmen können“, sagt Maiwald. „Außerdem wäre es schade gewesen, den Kunstmeilen-Tag ausgerechnet jetzt sterben zu lassen, da die Museen an einem gemeinsamen Werbeauftritt basteln“.

Ob sich die Museen so aber nicht das Wasser abgraben und die Leute lieber im Schuhgeschäft stöbern, als in die Deichtorhallen zu laufen? Deren Direktor Robert Fleck bleibt diplomatisch: „Das werden wir nachher wissen“, sagt er. „Sicher ist aber, dass wir so an ein Publikum herankommen, das sonst niemals den Weg zu uns fände – und sei es auch nur für diesen einen Tag im Jahr.“ Die Hemmschwelle für einen Museumsbesuch sei immer noch enorm hoch, findet er. Ein Shopping-Event biete die Chance, kollektiv, en passant und preisgünstig – alle Museen für fünf Euro – Kunst anzuschauen.

„Für unsere regulären acht Euro Eintritt kommt man nicht mal eben vorbei“, bestätigt Christine Maiwald. Auch sie ist nicht sicher, dass das neue Konzept den Museen nützen wird. „Wir werden das genau beobachten. Wir werden Besucherbefragungen durchführen und auch einfach zählen.“ Sollten eklatant weniger Besucher kommen als im Jahr zuvor, werde man weitersehen. „Für die kommenden Jahre verpflichtet haben wir uns jedenfalls nicht.“ PETRA SCHELLEN

Sa, 27.10., 10–24 Uhr. www.tagderkunstmeile.hamburg.de