Off-Kino
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Bring the war home“, lautete der Slogan, mit dem die linksradikale amerikanische Untergrundorganisation The Weathermen Ende der Sechzigerjahre in den Kampf gegen das Establishment zog. Der Krieg, das war natürlich der Vietnamkrieg, der ebenso wie die Aktivitäten der schwarzen Bürgerrechtsbewegung seinerzeit unter politisch interessierten Studenten als Topthema galt. Frustriert vom friedlichen Protest, der scheinbar nichts bewirkte, griffen die Weathermen, eine Gruppe von weißen Studenten, zu scharfen Waffen. Sie tauchten ab und organisierten Bombenattentate auf Ziele mit hoher Symbolkraft – wobei man großen Wert darauf legte, ausschließlich Sachschäden zu verursachen. Mit dem Ende des Vietnamkriegs entfiel schließlich die gemeinsame Basis für diesen „Krieg“ gegen die Regierung: Mitte der Siebzigerjahre versanken die Weathermen in der Bedeutungslosigkeit und viele ihrer Mitglieder stellten sich der Polizei. In ihrem angenehm unaufgeregten Dokumentarfilm „The Weather Underground“ arbeiten die Regisseure Sam Green und Bill Siegel die Geschichte der militanten Vereinigung auf. Sorgfältig, allein gelegentlich nicht ohne feine Ironie, wird der zeitgeschichtliche Hintergrund aufgerollt, zugleich dokumentieren zeitgenössische Film- und Fernsehausschnitte sehr schön das Selbstverständnis der Gruppe irgendwo zwischen echtem politischem Anliegen und Radical Chic. Zuvorderst aber berichten die Ex-Terroristen in Interviews mit 30 Jahren Abstand von ihrem damaligen Leben, ihren Zielen und ihrer heutigen Sicht auf die Dinge. Dabei wird deutlich, wie sehr der militante Untergrund ein Produkt jener Ohnmacht war, welche die junge Generation gegenüber einem oftmals willkürlich (und kriminell) agierenden Staat verspürte, aber auch, wie schnell man aus dem Bewusstsein einer vermeintlichen moralischen Überlegenheit die Verhältnismäßigkeit in der Wahl der Mittel zum Kampf aus den Augen verlieren kann.

„Heute ist Halloween. Da darf jeder jeden mal so richtig erschrecken!“ Die Aussage des Sheriffs aus „Halloween“ gilt zwar erst am kommenden Mittwoch, doch wer sich dann in John Carpenters Gruselklassiker begibt, für den ist der Schreck garantiert: Aus der Atmosphäre latenter Bedrohung in einer Kleinstadt brechen Wellen archaischer Gewalt über das Publikum herein. Carpenters wichtigstes Stilmittel ist dabei die subjektive Kamera: Bereits im Prolog zwingt sie dem Betrachter den Blick des psychopathischen Mörders auf und löst somit bei allen späteren subjektiven Einstellungen die Angst aus, erneut mit den Augen des Killers auf potenzielle Opfer zu blicken.

Vollkommen zeitlos wirken noch immer die Kinderfilme, die in den 1960er Jahren nach Astrid Lindgrens Ferien-auf-Saltkrokan-Geschichten entstanden: In „Das Trollkind“ (1965) sorgt das Verschwinden von Skrållan, der kleinen Tochter von Pelles älterer Schwester Malin, für Aufregung – aber natürlich geht alles gut aus. Denn die Abenteuer sind wie immer charmant und kindgerecht inszeniert und kommen ohne große dramatische Höhepunkte aus. LARS PENNING

„The Weather Underground“ (OF) 28. 10. im Babylon Mitte

„Halloween“ (OF) 31. 10. im Arsenal

„Ferien auf Saltkrokan – Das Trollkind“ 27. 10. im Babylon Mitte