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Archiv-Artikel

„Eine bessere Zukunft“

VORTRAG & DISKUSSION In Bremen-Nord sorgt die Linksjugend für Aufklärung über Fluchtgründe

Von BES
Jotiar Almurad

■ 21, 2001 aus dem Irak geflohen, ist vor einem Jahr aus dem niedersächsischen Cloppenburg nach Bremen gezogen.

taz: Herr Almurad, gab es einen konkreten Anlass, in Bremen-Nord eine solid’-Gruppe zu gründen?

Jotiar Almurad: Ja, den gab es. Der Auslöser waren die Vorgänge um das Heim in der Rekumer Straße: Gegen das war aus der Nachbarschaft mobilisiert worden, es gab Demonstrationen – und eine miese Stimmungsmache. Dem wollten wir etwas entgegensetzen, und zwar direkt aus Bremen-Nord.

Ihr erklärtes Ziel ist es, „antirassistische Strukturen“ in Bremen-Nord aufzubauen. Was meinen Sie damit?

Zum einen werden ja im Heim in der Rekumer Straße Jugendliche untergebracht, die sich daneben benommen haben …

also straffällig geworden sind …

… da war uns wichtig, zu zeigen: Das darf man nicht verallgemeinern. Das betrifft ja nur einen kleinen Teil derer, die sich hier eine bessere Zukunft erhoffen. Uns ist dabei in erster Linie wichtig, dass diejenigen, die hier ankommen, Hilfe erhalten, dass es ein Verständnis für sie gibt.

Dafür sorgen Sie mit Ihrer öffentlichen Veranstaltung?

Das ist bereits die zweite: Anfang Februar war Jaspreet Singh hier: Der hat über seine Flucht aus Indien und sein Leben als Geduldeter in Deutschland berichtet. Heute kommen Leute von der Bremer Flüchtlingsinitiative, die über Fluchtursachen und gründe referieren.

Kommt denn da überhaupt jemand?

Oh ja, wir hatten beim ersten Mal 76 TeilnehmerInnen, diesmal werden es bestimmt noch mehr, glaube ich.

Dabei scheint die fremdenfeindliche Stimmung in Deutschland derzeit zuzunehmen: Empfinden Sie Bremen als anfällig dafür?

Nein. Ich glaube, Bremen ist davon nicht so sehr betroffen, wie andere Bundesländer. Natürlich gibt es überall seltsame Leute – aber ich lebe jetzt seit einem Jahr hier, und habe in der ganzen Zeit nur einmal erlebt, dass mich jemand wegen meiner Person und meiner Herkunft angefeindet hat. Ich empfinde die Menschen hier als freundlich, immer irgendwie offen.  INTERVIEW: BES

„Geflüchtet. Geduldet. Gehasst?“: 19 Uhr, Gymnasium Vegesack, Kerschensteinerstr. 2