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Archiv-Artikel

Priester und Nonnen als Kontrolleure

BANKEN Die Aufsichtsräte der kirchlichen Geldinstitute lassen laut einer Studie bei Unabhängigkeit und fachlicher Kompetenz zu wünschen übrig. Vielerorts bestehe die Gefahr von Interessenkonflikten

KÖLN/ESSEN kna/epd | Die Bankenaufsicht der kirchlichen Geldinstitute weist zum Teil erhebliche Schwächen auf. So fehlt es vier von fünf Mandatsträgern der 14 mehrheitlich in Kirchenbesitz befindlichen Banken in Deutschland und Österreich an Unabhängigkeit und fachlicher Expertise. Das zeigt eine Studie der FOM-Hochschule für Ökonomie und Management in Essen.

8 der 14 Institute rangieren unter den 30 größten der mehr als 1.000 Genossenschaftsbanken. Die größte deutsche Kirchenbank ist die im vergangenen Jahr fusionierte Evangelische Bank in Kassel mit einer Bilanzsumme von 7,7 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Bei der Deutschen Bank beträgt diese 1,6 Billionen Euro.

In den katholischen Banken dominierten Theologen die Aufsichtsräte, auf evangelischer Seite seien es Kirchenjuristen, hieß es. Die fachliche Kompetenz reiche damit nicht in allen Fällen für eine wirksame Aufsicht aus. Viele Kontrollgremien glichen einer Versammlung von Großkunden und seien mit bis zu 17 Mitgliedern ohnehin zu groß.

Zudem monieren die Autoren der Studie die extrem niedrige Frauenquote, die in den evangelischen Banken mit 5 Prozent im Schnitt noch deutlich geringer ist als in den katholischen Instituten mit 13 Prozent. Kritisch seien auch Doppelmandate einzelner Mitglieder oder die gleichzeitige Entsendung von Vorgesetzten und Untergebenen. Hier könne es Interessenkonflikte geben.

Damit sei der kirchliche Bankensektor von Transparenz und Professionalität der Kontrolle noch ein gutes Stück entfernt, sagte der Chef des Instituts für Sozialstrategie der FOM, Ulrich Hemel. Die Kirche müsse „viel stärker vorangehen und als Protagonist Maßstäbe setzen“.

Am problematischsten sind die Verhältnisse offenbar in der Liga-Bank des Bistums Regensburg, die 2013 eine Bilanzsumme von mehr als 4,5 Milliarden Euro hatte und damit das größte der katholischen Institute ist. Alle 17 Aufsichtsratsmitglieder seien bei der Kirche beschäftigt, 13 von ihnen als Priester. Das einzige weibliche Mitglied ist laut der Studie Ordensschwester.

Als vorbildlich stellt die Studie dagegen die nur unwesentlich kleinere Bank im Bistum Essen mit einem aus nur sieben Mitgliedern bestehenden Aufsichtsrat heraus. Drei Mitglieder des Gremiums sind Frauen, drei kommen aus der freien Wirtschaft.