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Archiv-Artikel

Mit Musik geht alles besser

MENSCHHEIT Mit der „Ode an die Nacht“, einem Werk von Harald Weiss, setzt sich die in Vegesack angesiedelte Europa-Chorakademie weit gesteckte Ziele

Ein Haus für Daus?

■ Seit 2014 hat die Europa-Chorakademie ihren Sitz im Bürgerhaus Vegesack, dessen Saal für Konzerte mit 500 BesucherInnen umgebaut wurde, Aufnahmetechnik inklusive. Die Akustik sei „wie in der Glocke“, schwärmt Akademie-Leiter Daus – zudem fehlen in Bremen-Nord die störenden Straßenbahn-Geräusche.

■ Immerhin 7,9 Millionen Euro hat das Kulturressort in die Sanierung des 70er-Jahre-Gebäudes investiert, dazu kamen 600.000 Euro vom Wirtschaftssenator. Für den Einzug der Chorakademie habe es aber keine speziellen Investitionen bedurft, betont die Kulturressort-Sprecherin. Auch Orchester und Tourneegruppen belegen den Saal, weitere Nutzer sind seitens des Ressorts „ausdrücklich erwünscht“.  HB

In 60 Minuten Musik, notiert auf genau 100 Seiten, wird am 31. Mai die Menschheit erlöst. „Wir drücken sozusagen auf Reset“, sagt Harald Weiss, Komponist der „Ode an die Nacht“. Politiker und Psychiater seien hernach nicht mehr von Nöten, denn: „Wer das einmal gehört hat, soll danach ein anderer sein.“

Auftraggeber dieses bemerkenswerten Werkes ist die Europa-Chorakademie von Joshard Daus, der auch die Uraufführung in der „Glocke“ dirigiert. „Man muss die Menschen aufschlitzen mit etwas“, sagt Weiss etwas brachial beim Pressegespräch, und dafür sei die Chorakademie „das richtige Instrument“.

Zwei Kinderchöre sind ebenfalls dabei und ein indischer Sänger. Letzterer beileibe nicht „als irgendeine Zutat“, wie Weiss betont: Manickam Yogeswaran repräsentiere „den Geist der ältesten Gesänge der Menschheit“.

Die Ode, die unter anderem Texte von Novalis, den Hopi-Indianern und Weiss selbst verarbeitet, beginnt laut Partitur „In der Ursuppe“ und endet mit den Worten: „Wir sind die, auf die wir gewartet haben.“ Er spüre, so Weiss, dass er „nach dieser Komposition alles gesagt“ haben werde.

Nicht so die Chorakademie. Die plant dieses Jahr neben Mahlers 2. Sinfonie und je einer „Paulus“- und „Messias“-Aufführung auch eine „Chorfantasie“ in Gestalt vokalisierter Filmmusiken, an der sich Kinder der Friedehorster Reha-Station beteiligen sollen. 49.500 Euro bekommt die Chorakademie pro Jahr als Zuschuss vom Kulturressort – „wenn das geplante Programm auch durchgeführt wird“, wie dessen Sprecherin sagt. Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall.

Nun jedoch hat Daus ambitionierte Pläne: Vom Bürgerhaus Vegesack, wo seine Akademie seit einem Jahr sitzt, solle „eine Chorbewegung für die gesamte Nordwest-Region“ ausgehen, wobei er insbesondere die Schulen im Blick hat.

Im Haus selbst will Daus „eine kleine Eliteschmiede einrichten“, gedacht als weiterführendes Studienangebot für bereits ausgebildete MusikerInnen. Die Europa-Chorakademie realisiert ihre Projekte großteils mit osteuropäischen Musikstudierenden und jungen Absolventen.

Auch der Bremer Brahms-Chor gehört zur Chorakademie. Deren frühere Träger-Konstruktion aus Uni Mainz und Hochschule Bremen besteht hingegen nicht mehr.  HENNING BLEYL