: Festnahme nach Brand von Flüchtlingsheim
INDIZIEN Ein Nachbar des noch unbewohnten Hauses in Escheburg soll Feuer gelegt haben. Vorher hatten Anwohner die Verwaltung gestürmt und gegen die Unterkunft protestiert
Ein Nachbar soll den Brandanschlag auf eine noch unbewohnte Flüchtlingsunterkunft in Escheburg (Kreis Herzogtum Lauenburg) verübt haben. Die Polizei nahm einen dringend tatverdächtigen 37-Jährigen fest. „Wir gehen derzeit von einer Einzeltäterschaft aus“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Lübeck, Ralf-Peter Anders. Alle Indizien deuteten auf den Mann. Als Motiv vermuten die Ermittler Fremdenfeindlichkeit. Der Mann sollte spätestens am Freitag einem Haftrichter vorgeführt werden.
Der mutmaßliche Täter wurde bereits von der Polizei vernommen. Ein Geständnis habe er nicht abgelegt, berichtete Anders. Ermittler hatten am Tatort die Verschlusskappe eines Kanisters sowie ein abgebranntes Streichholz sichergestellt. Beide Gegenstände lagen vor einem beschädigten Fenster im Erdgeschoss des Hauses, durch das am 9. Februar ein Kanister mit brennbarer Flüssigkeit geworfen worden war. An beiden befanden sich DNA-Spuren des 37-Jährigen. Die Staatsanwaltschaft kündigte an, das Ermittlungsverfahren „in kürzester Zeit zum Abschluss“ bringen zu wollen.
Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) sagte: „Das Verbrechen ist nicht Schleswig-Holstein und nicht Escheburg.“ In dem Ort gebe es zwar Gräben zwischen den Menschen. Der Täter stehe aber nicht für die Menschen in Escheburg. Landtagspräsident Klaus Schlie (CDU) forderte, Politik und Gesellschaft müssten sich aktiv mit der steigenden Zahl von Flüchtlingen und deren Folgen auseinandersetzen. Angesichts der von Albig prognostizierten Zahl von 20.000 Flüchtlingen in diesem Jahr müssten alle Orte davon ausgehen, dass sie Flüchtlinge aufnehmen müssen.
Die Escheburger seien geschockt und die schlimmsten Befürchtungen wahr geworden, sagte der stellvertretende Bürgermeister David Oruzgani. „Das ist ein Albtraum.“
In das Haus in dem 3.500-Einwohner-Ort sollten sechs irakische Flüchtlinge einziehen. Dagegen hatte es Proteste gegeben. Verwaltungschefin Brigitte Mirow berichtete, dass 15 Anwohner in ihr Büro gestürmt seien. „Sie waren aufgebracht, ängstlich und verunsichert.“ (dpa)