: Jeder kann es nicht schaffen
betr.: „Aufstieg, ja bitte!“, taz vom 25. 10 07
„Die Botschaft an sie [die Jugendlichen] muss heißen: Wir brauchen euch. Jeder kann es schaffen!“ Botschaft, Botschaft … mit Verlaub, das ist doch denkfreies Gerede. Die Zeit der Generation Gerhard „Lasst mich hier rein, ich will nach oben!“ Schröders war geprägt vom Wiederaufbau. In diesem Kontext konnte man praktisch erleben, dass ein gesellschaftlicher Aufstieg auch unter schwierigen Bedingungen für viele möglich war.
Inzwischen haben sich diese gesellschaftlichen Rahmenbedingungen drastisch geändert. Wenn Kinder sagen, „Ich werde Hartz IV“, dann drückt sich darin deren Wirklichkeit, ihre lebenspraktische Erfahrung aus. Sie beobachten und erleben, dass die Erwachsenen in ihrem Umfeld keine Beschäftigung finden. Mit welchen Botschaften möchte man gegen diese Lebenswirklichkeit anreden? Diese Menschen brauchen keine Botschaften, die auf der Lebenslüge „Jeder kann es schaffen“ basieren. Diese Botschaften brauchen vermutlich nur gutsituierte Bürger, um nachts mit ruhigem Gewissen schlafen zu können. ANDREAS HÖRMANN, Frankfurt am Main