: Mangelnde Hygiene in Mitte
Frühchen-Tod Viel zu spät habe die Gesundheitsbehörde Abstriche bei Klinik-Angestellten angeordnet, sagt die Gesellschaft für Krankenhaushygiene
Karla Götz, Sprecherin der Gesundheitssenatorin
Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene, Klaus-Dieter Zastrow, erhebt dem Nachrichtenmagazin Focus zufolge schwere Vorwürfe gegen das Klinikum Bremen-Mitte. Dort waren drei Frühgeborene an einem Keim gestorben. In der vorigen Woche hat die Gesundheitsbehörde die Untersuchung von Analabstrichen der Mitarbeiter angeordnet. „Das ist viel zu spät“, sagte Zastrow dem Nachrichtenmagazin.
Die Gesundheitsbehörde hat die Vorwürfe am Samstag zurückgewiesen. „Fachleute vom Robert-Koch-Institut haben uns bescheinigt, dass die Klinik alles getan hat, was notwendig war“, sagte Karla Götz, Sprecherin der Gesundheitssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD), der dpa. Mitarbeiter des Robert-Koch-Instituts sind in Bremen und beraten die Klinik derzeit.
Der Keim war in zwei Wellen aufgetreten. Erstmals wurde er Ende Juli bei einem Kind nachgewiesen. Im September, nachdem der Keim erneut entdeckt worden war, wurden die Hände der Stationsmitarbeiter kontrolliert. Dies nannte Zastrow „unsinnig“, eine Erreger-Besiedelung der Hände hätte bedeutet, dass sich die Mitarbeiter lange nicht gewaschen hätten. Eine Krankenhaussprecherin hatte dem Focus gesagt, die Klinikleitung könne aufgrund von Mitbestimmungspflichten Abstriche nicht einfach anordnen.
Die Untersuchungen des Stuhlgangs, drei Abstriche werden pro Mitarbeiter geprüft, wurde am 2. November nach dem Infektionsschutzgesetz angeordnet. Sprecherin Götz betonte, dass die Fachleute des Robert-Koch-Instituts in der Klinik sind und alle Schritte begleiten. Die Proben sollen helfen, die Herkunft des Erregers zu finden. Das Bakterium Klebsiella pneumoniae, das die Infektionen bei den Frühchen in Bremen verursacht hat, tragen allerdings viele Menschen im Darm.
Die Suche nach der exakten Herkunft des Keims schätzt unterdessen der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin, Egbert Herting, als sehr schwierig ein. „Die Chance, die Quelle zu finden, liegt bei unter 50 Prozent“, sagte Herting dem Focus. Einer von Herting mitverfassten Studie zufolge ziehen sich ein Sechstel der frühgeborenen Kinder in den ersten Wochen ihres Lebens eine Infektion zu. dpa