: Gleitzeit für eine Vorbestrafte
EISSCHNELLLAUF-DM Als wäre nichts gewesen: Claudia Pechstein räumt wieder Medaillen ab
INZELL dpa/taz | Die verurteilte Doperin Claudia Pechstein sammelt wieder Medaillen und hat für die deklassierte Konkurrenz allenfalls Mitleid übrig: „Das ist schon traurig, dass ich es immer noch so leicht habe, da vorne mitzulaufen“, sagte die 39-Jährige nach dem Titelgewinn über 3.000 und 5.000 Meter sowie Platz zwei über 1.500 Meter und Rang drei über 1.000.
In Abwesenheit der Team-Olympiasiegerin Stephanie Beckert, die Rückenprobleme hat, konnte keine Läuferin Pechsteins Titeljagd bei den Deutschen Meisterschaften in Inzell ernsthaft gefährden. Während die Rückkehrerin auf den 3.000 Metern noch drei Sekunden Vorsprung auf die Zweitplatzierte Isabell Ost (Berlin) gehabt hatte, waren es über 5.000 Meter bereits mehr als 14 Sekunden. Katrin Mattscherodt (Berlin/7:22,72) landete deutlich hinter Pechstein. „Ich habe meine Ziele erreicht, eigentlich sogar besser als erwartet“, sagte sie, angesprochen auf ihre Bronzemedaille über die 1.000-Meter-Distanz. Zum Auftakt ihrer ersten kompletten Eisschnelllauf-Saison seit ihrer zweijährigen Sperre wegen erhöhter Retikulozyten-Werte setzte die Berlinerin gleich ein Ausrufezeichen. Nicht nur mit ihren Medaillen, sondern auch mit ihren Zeiten, dank denen sie nun auch bei den Weltcups über 1.000 und 1.500 Meter starten darf. „Ich denke schon, dass das Eindruck gemacht hat“, sagte Pechstein über ihre 4:08,64 Minuten über 3.000 Meter. Auch ihre Zeit über die 1.000 Meter (1:07,64) war fast noch eine Sekunde besser als eine Woche zuvor bei einem Testrennen in Erfurt. Für Pechstein gab es auf der Kurzstrecke aber noch eine andere Genugtuung: „Ich habe mein Ziel erreicht und Heike Hartmann und Gabriele Hirschbichler geschlagen, und nicht zu vergessen Jenny Wolf.“ Für die anstehende Saison fühlt sie sich bestens gerüstet: „Richtig fest einplanen kann man Medaillen ja nicht, aber eingeplant sind sie trotzdem“, sagte die sechsmalige Weltmeisterin und dreimalige Europameisterin mit Blick auf die kommenden Großevents. Bei den Weltcups will sie es locker angehen lassen: „Mal sehen, was da drin ist.“ Die DM fand freilich vor einer trostlosen Kulisse statt. Auch am dritten Tag waren nur 150 Zuschauer in die Max Aicher Arena gekommen.