Mafiagruppe Los Zetas gibt Anonymous-Drohung nach

MEXIKO Nach Entführung drohte Hackergruppe, Namen der Mafiosi zu veröffentlichen

BERLIN taz | Im Cyberkrieg gegen ein Mafiakartell hat die Hacker-Bewegung Anonymous offenbar einen Sieg errungen. „Wir bestätigen, dass unser Kollege freigelassen wurde“, informierten die Netzaktivisten jetzt über Twitter und mehrere Blogs. Die Mafiagruppe „Los Zetas“ hatte das Anonymous-Mitglied im Oktober entführt. Um die Freilassung ihres Mitstreiters zu erzwingen, hatten die Hacker den „Zetas“ damit gedroht, Namen und Adressen von Mitgliedern des Kartells zu veröffentlichen. Bis zum 5. November müssten die Zetas ihren Kollegen gehen lassen, erklärten die Aktivisten.

Die Zetas reagierten unbeeindruckt. Sollte Anonymous die Informationen preisgeben, werde man gegen die Familie des Entführten vorgehen und zudem pro veröffentlichtem Namen wahllos zehn Menschen erschießen. Die Zetas gelten als die brutalsten Killer im „Drogenkrieg“, unzählige Morde gehen auf ihr Konto.

Innerhalb der anonym agierenden Hacker-Bewegung wurde die „OpCartel“ genannte Aktion heftig debattiert. Der Angriff auf die Zetas bringe Netzaktivisten in Gefahr, kritisierten Netzaktivisten. Andere hielten an „OpCartel“ fest: „Wir wissen, dass wir unser Leben riskieren, aber wir ziehen es vor, aufrecht zu sterben als kniend zu leben.“

Nach der Freilassung ihres „Compañeros“ verzichten die Hacker nun darauf, die Zetas zu outen. Daraufhin wird Anonymous nun auf der Bewegung nahestehenden Webseiten vorgeworfen, sie mache sich zu Komplizen der Mafia. Andere vermuten, es habe eine Absprache zwischen der Mafia und den Hackern gegeben. Der Journalist Barret Brown, der sich öffentlich den „Anonymen“ zuordnet, erklärte, er werde trotz der Freilassung am Kampf gegen die Zetas festhalten. WOLF DIETER VOGEL