Utopie Altsein?

67PLUS Senioren-WGs und Rentnerweltreisen – ist die Idee vom prallen Leben im Alter illusorisch?

Das ist die gewöhnliche Utopie in unseren Kreisen, bei den Achtundsechzigern und Alternativen: Die spießige Familie, das enge bürgerliche Korsett der Blutsverwandtschaft braucht unsereins nicht. Denn im Gegensatz zu unseren Eltern und Großeltern wussten wir immer, Freundschaft zu suchen. Und die würde auch im Alter das sein, was hilft, was tröstet im Angesicht von Verfall und Siechtum.

Neulich erörterte eine Kollegin aus einem alternativen Betrieb, dass sie, selbst inzwischen 50 geworden, dieser Hoffnung nicht mehr traue. In Wahrheit, so meinte sie, werde es doch so sein, dass Freundschaften, egal in welcher biologischen Zusammensetzung, flacher werden, ja, manche sogar versanden. Denn im Alter müsse man sich um sich selbst kümmern – da sei dann niemand bereit, dem anderen auch noch unentwegt zur Seite zu stehen. Wer wolle schon eine Freundin, einen Freund im gleichen Alter, auf ähnlicher Unruhestandsstufe pflegen und hegen – wenn man doch selbst so pflegebedürftig sei?

Gut möglich, dass dieser neue Realismus triftig ist. Doch muss es so werden? Wer keine eigenen Kinder hat, wer niemand von Blutsverbindung um sich hat, wird im Alter allein auf sich gestellt sein? Darüber werden wir auf dem taz.lab sprechen: Über das Gedöns namens Altwerden. Was das mit einem macht, wenn man immer weniger fantasierbare Zukunft vor sich hat.

Wie lebt es sich? Wie steht es um Mehrgenerationenwohnprojekte? Schließlich: Wäre es nicht besser, Altenheime mit Fitnessgeräten auszurüsten, statt ihre Bewohner mit Töpferkursen und Kreuzworträtselrunden zu traktieren? JAF