: Chaos-Tage an der TU-Harburg
Streit an der TU-Harburg. Die Studierendenvertretung wirft dem Präsidium vor, für Unstimmigkeiten bei der Semesterplanung verantwortlich zu sein und fordert die gezahlten Studiengebühren zurück
Zur Unterstützung des neuen Gebührenboykotts an der Universität Hamburg verzichten die TutorInnen der Orientierungseinheit für Erstsemester auf Teile ihrer Gehälter. In der Germanistik kamen 500 Euro zusammen, um den Boykott voranzutreiben und den Senat zur Rücknahme des Gebührengesetzes zu bewegen. Im vorigen Semester hatten 6.078 von 29.935 zahlungspflichtigen Studierenden ihre Gebühren auf das Boykottkonto eingezahlt. JAN
VON JAN WEHBERG
In einem offenen Brief fordert der AStA der TU Harburg (TUHH) das Präsidium auf, für das laufende Wintersemester auf die Studiengebühren zu verzichten. Der Grund für die Forderung sind Probleme bei der Stundenplanerstellung, die laut AStA zu häufigen terminlichen Überschneidungen von Lehrveranstaltungen und somit zu einer Verlängerung der Studiendauer führen. Die Studiengebühren hätten aber gerade zu einer Verbesserung der Lehre beitragen sollen.
„Von acht meiner Vorlesungen überschneiden sich fünf“, sagt Jennifer Schütt, die stellvertretende Vorsitzende des AStAs. Das Studium an der TUHH ist stark verschult und ein großes Gerüst von Pflichtveranstaltungen steht fest, die teilweise nur einmal im Jahr durchgeführt werden. Dadurch wird das Ausweichen schwierig.
Die Verwaltung sei mit der Einführung der Bachelorstudiengänge, der Studiengebühren und eines überarbeiteten Zulassungsverfahrens überlastet, sagt Schütt. Dazu kommen nun Schwierigkeiten mit einer neuen Software für die Stundenplanerstellung. „Angesichts dieser Probleme hätte das Präsidium reagieren müssen“, findet Schütt. Stattdessen sei es aber zu einer „akuten und extremen Verschlechterung der Studiensituation an der TUHH gekommen, wie sie noch nie da war“, heißt es in dem offenen Brief. „Ich mache das Präsidium direkt für die Zustände verantwortlich“, sagt Schütt. Es hätte mehr Verwaltungspersonal eingestellt werden müssen.
Das Problem sei rein organisatorischer Natur, sagt Schütt. Es gebe genügend Professoren. Die seien sehr kooperativ und würden in Absprache mit den Studierenden Veranstaltungen verlegen, damit diese daran teilnehmen könnten. Das funktioniert aber nur, wenn die Jahrgänge wenig Studierende umfassen, wie es bei Jennifer Schütt der Fall ist. Sie hat im Fach Mikroelektronik nur zehn Kommilitonen im Semester.
Das neue Stundenplan-System Evento habe tatsächlich für einige Probleme gesorgt, räumt Rüdiger Bendlin, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit an der TUHH ein. Das Präsidium nehme die Vorwürfe sehr ernst, sei aber zuversichtlich, dass in den nächsten 14 Tagen eine Lösung gefunden werde. In die Semesterplanung sei „erheblich Personal reingegangen“, lediglich die „üblichen Terminprobleme“ träten auf. Nach Bendlins Ansicht sind nur Einzelne betroffen. „Wir sehen nicht, dass die Frage der Studierbarkeit im Raum steht“, sagt er. Daher wies er die Forderung nach Erstattung der Studiengebühren zurück.
Etwa zehn Prozent der Studierenden sind einer Aufforderung des AStAs nachgekommen, sich per E-Mail an die Vertretung zu wenden um Schwierigkeiten zu melden, sagt Jennifer Schütt. Neben Überschneidungen bei Veranstaltungen komme es zu vielen technischen Problemen. Das neue Programm unterscheide etwa einzelne Kategorien von Pflicht-, Wahlpflicht- und Wahlfächern nicht und könne so Anmeldungen unmöglich machen. Außerdem waren ursprünglich Vorlesungen für 21.00 Uhr angesetzt worden. Eine offizielle Stellungnahme des Präsidiums zu den Problemen und zu seiner Forderung hat der AStA bislang nicht erhalten.
Janis Eitner, Sprecher der Behörde für Wissenschaft und Forschung sagte, er habe die notwendigen Informationen von der TU und dem AStA angefordert, um sich ein Bild von den Vorgängen zu machen.