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Archiv-Artikel

Ein Opfer der Dramaturgie

Detlev Albers darf nicht mehr im SPD-Vorstand mitmischen – nachdem er dem Programm Impulse verliehen hat

Von bes

Wie undankbar: Während das neue Grundsatzprogramm der SPD verabschiedet wird, fliegt dessen Koautor Detlev Albers aus dem Parteivorstand. Bremen ist in diesem immerhin 40-köpfigen Gremium damit nicht mehr vertreten. Erstmals seit Gründung des Landes.

Das sei für den Zweistädtestaat ein „ausgesprochen missliches Ergebnis“ kommentierte Bremens SPD-Chef Uwe Beckmeyer, da gebe es nichts zu beschönigen: „Pferdeäpfel kann man nicht polieren.“ Bremen, das nur über ein Prozent der Delegierten verfügt, sei Opfer von Interessen der großen Landesverbände geworden – und Albers persönlich damit „Unrecht getan worden“.

Albers selbst war gestern nicht zu erreichen. Er sei sehr geknickt gewesen, heißt es. Tatsächlich dürfte die Abstimmung das Ende einer politischen Karriere in der zweiten Reihe markiert haben. „Es würde mich nicht wundern“, sagt der stellvertretende Bremer SPD-Vorsitzende Thomas Ehmke, „wenn für ihn dieses Kapitel damit abgeschlossen ist.“ Er fordere „keine starre Quote“ – aber „bei der Größe des Parteivorstands müsste es möglich sein, alle 16 Landesverbände abzubilden.“ Zwar gehört Bürgermeister Jens Böhrnsen als einer von vier SPD-Ministerpräsidenten dem Partei-Präsidium an, auch ist Beckmeyer Mitglied des Fraktionsvorstands im Bundestag und es bleiben die beiden Stimmen im Parteirat. Darüber will man den verlorenen Vorstandssitz nun kompensieren. Aber eine Einflussmöglichkeit weniger bleibt trotzdem eine Einflussmöglichkeit weniger.

Als sicher gilt, dass Bremen in zwei Jahren wieder einen Bewerber ins Rennen schickt. Und der, davon ist auszugehen, wird nicht Detlev Albers heißen: Klar, Landesgeschäftsführer Roland Pahl weist darauf hin, dass „darüber die Gremien entscheiden“. Aber auch er nennt eine neuerliche Kandidatur des 64-jährigen Politologen als „unwahrscheinlich“.

Parteien sind merkwürdige Organismen. Nach neueren Definitionen handelt es sich um Gruppen „gleichgesinnter Personen, die sich in an der politischen Willensbildung beteiligen“ – und ein wichtiges Instrument dafür ist das Programm. Das vergangene Jahr war SPD-intern als „Jahr des Dialogs“ bezeichnet worden: Darüber, welchen Kurs man künftig verfolgen will. Am Anfang stand der „Bremer Entwurf“ – Tendenz: mitte-rechts. Der jetzige Parteitag hat das „Hamburger Programm“ beschlossen, das, so monierte die FAZ „in geradezu devoter Weise“ kritischen Impulsen der Parteilinken folgt – formuliert von Andrea Nahles und Detlev Albers. Der Text wird beklatscht. Albers nicht. Womit er auch ein Opfer der Parteitags-Dramaturgie wird. „Die Wahlen“, sagt Ehmke, „waren am Freitag, die Programmdebatte am Sonntag.“ bes