: Schon jetzt zu viele Pflegeheimplätze
Paritätischer Wohlfahrtsverband deutet Bremens Demografie und kommt zu überraschenden Ergebnissen
Vieles wird seit einiger Zeit mit dem demografischen Wandel begründet, mitunter lesen sich die Prognosen von Bevölkerungswissenschaftlern bedrohlich: Von Wüstungen wie im Post-Pest-Mitteleuropa ist dann die Rede; es heißt, Deutschland sterbe aus, weil kaum noch Kinder geboren werden. Dass ein demografischer Wandel ansteht, wird niemand bezweifeln. Aber was bedeutet der für das Land Bremen?
Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat sich der regionalen Bevölkerungsentwicklung angenommen, und „Antworten und Denkanstöße“ zusammengetragen. Dass nach Ansicht des Paritätischen, wie der Verband von jetzt an heißt, nicht alles so bedrohlich wird, wie es manchmal klingt, macht der Titel der jetzt erschienen Broschüre deutlich: „Chancen des demografischen Wandels im Bundesland Bremen“.
Chancen hat, so will es der Paritätische verstanden wissen, wer sich früh genug auf die Veränderungen einstellt.
Es geht etwa um die Alterung der Gesellschaft. Wolfgang Luz vom Vorstand des Paritätschen sagt, bis 2020 würden „sehr viel mehr über 80-Jährige in Bremen leben als heute“ – entsprechend höher werde der Bedarf an Pflege- und Betreuungsangeboten. Dabei klingt es überraschend, dass es seiner Ansicht nach bereits jetzt zu viele Plätze in Pflege- und Seniorenheimen gebe, weil in Zukunft sehr viel stärker nach alternativen Wohnformen gesucht werde, sagt Luz.
Ausgebaut werden müsse dagegen die Zahl der Kinderbetreuungsplätze, vor allem in der Stadt Bremen. Bis 2020, so sagen die Zahlen des Statistischen Landesamtes, werde dort die Zahl der Kinder um fünf Prozent steigen. „Das ist auf dem Hintergrund der Demografie-Debatten nicht immer präsent“, sagt Gerd Wenzel vom Paritätischen. Bremerhaven dagegen werde schrumpfen, dort werde nur die Zahl der über 80-Jährigen ansteigen. Der Paritätische will jetzt seine Mitgliedsorganisationen mit Hilfe der Broschüre auf die demografische Zukunft hinweisen. Die Politik soll die Deutung der Zahlen als Denkanstoß sehen.
fez