„Ich bin das Schwein“

Am zweiten Verhandlungstag wirkt der wegen Totschlags angeklagte Bernd K. weniger abwesend. Polizisten sagen aus, dass er kurz nach seiner Festnahme sich selbst die Schuld am Tod des Zweijährigen gegeben habe

„Ich bin das Schwein.“ Mit diesen Worten soll Bernd K. nach seiner Festnahme auf die Mutmaßung von Polizisten reagiert haben, das Jugendamt trage die Verantwortung für den Tod von Kevin, den zweijährigen Sohn seiner verstorbenen Freundin. Das sagte gestern eine Polizistin, die am zweiten Verhandlungstag im Prozess gegen Bernd K. aussagte. Seit vergangenem Mittwoch muss sich Bernd K. wegen Totschlags, Körperverletzung und Misshandlung Schutzbefohlener verantworten. Im Gerichtssaal hat er bisher geschwiegen.

Anders als am ersten Verhandlungstag wirkte er jedoch bei weitem nicht mehr so abwesend. Als eine Zeugin, deren Tochter dieselbe Tagesmutter wie Kevin besucht hatte, schilderte, dass Kevins Babyflasche gerochen habe, verzog er kurz das Gesicht. Sie habe Bernd K. damals gesagt, er müsse die Flasche sterilisieren und Kevin besser ernähren, so die 22-jährige Jennifer R., die immer wieder zu weinen begann, offenbar in einer Mischung aus Aufregung und Trauer über das Schicksal von Kevin.

Gesehen hatte sie ihn nur einmal bei der Tagesmutter, die den Verdacht gehabt habe, dass etwas mit Kevin „nicht stimme“. Mit dieser zusammen habe sie Kevin entkleidet und sowohl geschwollene Genitalien entdeckt als auch blaue Flecken am Körper und einen verdrehten Fuß. Darauf angesprochen habe Kevins Ziehvater erwidert, er sei wegen des Fußes schon beim Arzt gewesen. In seiner Abwesenheit hätten sie beim Jugendamt, einem Kinderarzt und der Tagesmutter-Betreuung „Pflegekinder in Bremen GmbH“ (PiB) angerufen. Niemand habe es für nötig empfunden, den Beobachtungen der Frauen auf den Grund zu gehen. Ein Behördenmitarbeiter habe ihr zu verstehen gegeben, sie solle sich nicht einmischen. Offenbar erfuhr Bernd K. brühwarm von den Aktionen der Frauen, da er kurz nachdem er die Wohnung mit Kevin wieder verlassen hatte, anrief und die Tagesmutter wegen der Telefonate „zusammenschiss“, wie Jennifer R. gestern sagte. Die Tagesmutter habe ohnehin bereits großen Respekt vor Bernd K. gehabt.

Dieser habe blass und verschwitzt ausgesehen, erinnerte sich Jennifer R., „er wirkte nervös und hippelig“. Besonders liebevoll sei der Umgang mit Kevin nicht gewesen, sagte sie. „Das war herzlos und zackzack.“

Kevins Leiche wurde am 10. Oktober 2006 im Kühlschrank von Bernd K. gefunden. Gerichtsmediziner zählten 24 Knochenbrüche. EIKEN BRUHN