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Archiv-Artikel

Perfekte sperrige Träume

SCHLAFZIMMER-POP Ein prall gefüllter Raum voller ausufernder Ideen: Grizzly Bear-Bassist Chris Taylor präsentiert als CANT sein Solo-Debüt „Dreams Come True“

Ein beeindruckend eigenständiger Hybrid aus Verdichtung und Offenheit

VON ROBERT MATTHIES

Wer Grizzly Bears letztes Album „Veckatimest“ noch in den Ohren hat, versteht, dass deren Bassist und Produzent Chris Taylor seine schon lange Zeit schwelenden Songideen darauf einfach nicht hat unterbringen können. Auf ein gehöriges Maß ihrer gerühmten psychedelischen Verspieltheit haben die Brooklyner Experimental-Folk-Rocker darauf nämlich plötzlich zugunsten kommerziell eben viel leichtgängigerer Schlichtheit verzichtet.

Zwar zeichnet Taylor bei den Grizzly-Bären für den Klang und also die Koordination und den Ausgleich all der unterschiedlichen Geschmäcker verantwortlich. Den eigenen ausschweifenden Ideenreichtum darin unterzubringen, schien dann aber doch ein zu schwieriges Unterfangen. Denn dass der sich bisweilen gefährlich weit über den ohnehin weiten Horizont der Folk-Rocker hinausneigt, hat der 30-Jährige im letzten Jahr unter anderem durch seine Zusammenarbeit mit der notorisch alle Genregrenzen niederreißenden One-Man-Impro-Beat-Box-Show Jamie Lidell oder seinem Schlafzimmer-Produzenten-Freund George Lewis Jr. alias Twin Shadow bewiesen.

Mit ebenjenem hat Taylor nun der Zusammenführung all der ausufernden Vektoren seiner musikalischen Intuition einen prall gefüllten Raum gegeben. CANT heißt das Projekt, das im September auf Taylors eigenem Label Terrible Records sein Debüt „Dreams Come True“ veröffentlicht hat. Aufgenommen worden ist das zwar im selben Waldhaus wie Grizzly Bears letzter Streich. Herausgekommen ist aber ein beeindruckend eigenständiger Hybrid aus Verdichtung und Offenheit, der bei aller stilistischen Heterogenität und nicht selten gefühlten hundert Tonspuren erstaunlich griffig bleibt.

Nicht zuletzt, weil Taylors auch mal ordentlich effektprozessierte Stimme all die wahnwitzigen analogen Synthies, polternden Drumcomputer und minimalistischen Klavierschwebereien mit beeindruckender Ruhe zusammenhält. Und weil der träumerische Schlafzimmerpop dabei der Versuchung zur Lo-Fi-Koketterie einfach nicht nachgibt.

■ Do, 10. 11., 21 Uhr, Indra, Große Freiheit