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Archiv-Artikel

Verhüterli gegen Datenklau

Ab 1. November gibt es elektronische Reisepässe, auf denen auch Fingerabdrücke gespeichert sind. Um Missbrauch zu verhindern, stellten Schleswig-Holsteins Landeszentrum für Datenschutz und die Stadt Lübeck eine Alu-Schutzhülle vor

Der elektronische Reisepass, hat sich das Bundesinnenministerium gedacht, ist ein feines Kontrollinstrument: Die Daten werden auf einem Chip gespeichert, den die Beamten an den Grenzen mit einem Lesegerät elekronisch lesen können. Seit heute nun werden elektronische Reisepässe ausgegeben, deren Chips neben Name, Geburtsdatum, Geschlecht, Seriennummer, Gültigkeitsdatum und Foto auch die Fingerabdrücke der Reisenden enthalten. Das Ziel: Eine verbesserte Identitätsüberprüfung von Reisenden.

Dem Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz (UDL) in Schleswig-Holstein und der Hansestadt Lübeck bereitet das Chip-System einiges Unbehagen: Ihre Sorge ist, dass Unbefugte die Chips per Funk auf Distanz auslesen und die Daten missbrauchen. Um dem entgegenzuwirken, stellten UDL-Leiter Thilo Weichert und Lübecks Innensenator Thorsten Geißler (CDU) am Mittwoch eine Alu-Schutzhülle für Reisepässe vor, einsetzbar für den Bürger als „Faraday‘scher Käfig für die Jacken- und Handtasche.“ Kostenpunkt: Sechs Euro.

Dem Bundesinnenministerium reicht als Schutzmechanismus gegen das Auslesen per Funk, dass der Chip seine Informationen nicht ohne Weiteres freigibt: Dem Lesegerät müssen bereits Geburtstag, Seriennummer und Gültigkeitsdatum bekannt sein, damit alle anderen Daten lesbar werden. Datenschützer Weichert aber reicht das nicht aus. „Geburtstag und Name sind von jedem Adressenhändler zu kaufen und die Seriennummer ist durch einen Blick auf den Ausweis zu erlangen“, sagt Weichert. „Hat sich jemand aber letztlich den Fingerabdruck einer anderen Person beschafft, dann ist das ein Sesam-Öffne-Dich für automatische Kontrollen. Gerade der Fingerabdruck wird zur eindeutigen Identifizierung herangezogen.“ Außerdem sieht Weichert durch das Chip-System neue Gefahren des so geannten „Trackings“: Wer über die Daten auf einem Chip verfüge, könne Lesegeräte an bestimmten Orten anbringen und damit per Funksignal feststellen, ob sich der Reispass respektive sein Besitzer an diesem Ort aufhalte. Außerdem könnten die Daten auf ein gefälschtes Dokument kopiert und zum Identitätsdiebstahl missbraucht werden.

Aus Sicht des Bundesinnenministeriums sei die Aluhülle „überflüssig, aber nicht schädlich“, so eine Sprecherin. Überflüssig deswegen, da der Pass bei Kontrollen sowieso aus der Hülle genommen werden müsse. Außerdem sei „die Logistik zum Auslesen der Chips nicht aktiv“. Sprich: Es sind keine Geräte dafür in Umlauf. Die allerdings, sagt Datenschützer Weichert, „können verfügbar gemacht werden“. KLAUS IRLER