: Idee: Impfpflicht
MASERN Kitas besonders von Ansteckung betroffen. Koalition regt an, Impfwelle in Gang zu setzen
BERLIN afp/taz | Als Reaktion auf den Masernausbruch in Berlin erwägt die Regierungskoalition eine gesetzliche Impfpflicht. „Wenn wir es nicht schaffen, mit verstärkter Aufklärung und Beratung die Impfraten bald zu steigern, sollten wir über eine Impfpflicht in Kindergärten und Schulen nachdenken“, sagte der CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn der Welt am Sonntag. Diese Forderung erhebt auch der Koalitionspartner SPD.
„Wir brauchen jetzt eine konzertierte Aktion von Gesundheitspolitikern aller Parteien und von den Ärzteverbänden, um eine große Impfwelle in Gang zu setzen“, sagte der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Karl Lauterbach. Wenn es nicht gelinge, die Impfbereitschaft zu steigern, „muss eine Impfpflicht für Kleinkinder der nächste Schritt sein“.
In Berlin wurden dem Bericht zufolge in diesem Jahr bereits 447 Masernfälle gemeldet und damit mehr als bundesweit im gesamten vergangenen Jahr. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) kritisierte Impfgegner scharf. „Die irrationale Angstmacherei mancher Impfgegner ist verantwortungslos“, sagte Gröhet. „Wer seinem Kind den Impfschutz verweigert, gefährdet nicht nur das eigene Kind, sondern auch andere. Das kann zu schweren Gesundheitsschäden führen.“
Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit. Die hoch ansteckende Virusinfektion kann zu schwerwiegenden Komplikationen und sogar zum Tode führen. In Deutschland kommt es immer wieder zu regionalen Ausbrüchen. Der Erreger wird durch Tröpfchen übertragen, die beim Niesen, Husten oder Sprechen in die Atemluft gelangen.
Zwischen Ansteckung und ersten Symptomen vergehen etwa 8 bis 14 Tage. Die Krankheit beginnt mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Schnupfen und Husten, dann kommt der typische Hautausschlag hinzu. In 10 bis 20 Prozent der Fälle kommt es zu Komplikationen, wie Mittelohr- und Lungenentzündungen sowie Gehirnentzündungen, die sogar lebensbedrohlich sein können.
Verstoß gegen Elternrecht
Die Opposition im Bundestag lehnt hingegen den Vorstoß der Großen Koalition ab. Die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, Kordula Schulz-Asche, sagte der Saarbrücker Zeitung: „Impfzwang kann nicht die richtige Antwort sein.“ Stattdessen führten Transparenz und Aufklärung zu guten Impfraten. Wesentlich sei, „dass offen und ehrlich über Vorteile und Risiken informiert“ werde und die Impfempfehlungen über jeden Verdacht wirtschaftlicher Interessen erhaben sind“.
Auch der Gesundheitsexperte der Linksfraktion, Harald Weinberg, sprach sich gegen einen Impfzwang aus. Das Selbstbestimmungsrecht der Eltern müsse weiter gelten, sagte Weinberg.