Schöne Sorgen: PeterLicht singt

Er macht das ganz toll. Schon diesen vollkommen unpeinlich supernetten Eindruck herzustellen, ist ja als Musiker nicht einfach. PeterLicht kriegt das wunderbar hin. Er vermeidet sowieso alle pathetischen Singer-Songwriter-Posen und machte am Mittwoch beim Berliner Konzert im Deutschen Theater sogar aus Texthängern noch eine kleine Lehrstunde in Sachen Bühnensouveränität.

Von Anfang an hat er sich an den linken Rand der Bühne gestellt, die Mitte lässt er für Bass und Schlagzeug frei und den rechten Rand für den Flügel. Bereits im Aufbau zeigt sich also etwas vom Ansatz dieses Musikers. Vielleicht sollte man seine Weigerung, sich fotografieren zu lassen, auch in diesem Zusammenhang sehen. Unverkennbar hält der Sänger, Gitarrist und Showman, der er ist, alle Fäden in der Hand, auch wenn er am Rande steht. Zwischendurch verliest er noch in Abschnitten seinen Text vom Bachmannwettbewerb im vergangenen Sommer. Aber er muss sich nicht auch noch als zentrales Zeichen der Show präsentieren.

Das Konzert läuft dann so: Erst macht PeterLicht das Grundmodell klar, indem er das „Lied vom Ende des Kapitalismus“, das seinem Album den Titel gab, und andere Balladen spielt: vier schlaksige Musiker, die was drauf haben, ein Sänger, der alle in die Tasche steckt, ohne das raushängen zu lassen, originelle, leicht ins Absurde rutschende Texte, geschmeidig aufgebrochene, aber immer wiedererkennbare Songstrukturen.

Darauf setzt er dann erst die wirklich tollen Momente und bringt am Mittwoch – während er selbst die Sitar zupft – den ganzen, gut besuchten Theatersaal dazu, so einen sperrigen Refrain wie „Wir machen uns eben Sorgen über unsere Chancen auf dem Arbeitsmarkt“ zu singen. Das sehr bunt gesprenkelte Publikum machte erst zögernd, dann geschlossen mit; neben trendigen Rockkonzertbesuchern, die irgendwann zaghaft auf den Theaterstühlen ruckelten, saßen eher für eine Theaterpremiere aufgeputzte Menschen, die PeterLicht wahrscheinlich von seinem Harald-Schmidt-Auftritt kannten.

Gegen Schluss des Auftritts verausgabt sich PeterLicht dann völlig. Die Sperrigkeit der Texte hat er in seinen neuen Liedern noch einmal gesteigert und bringt sie – Könner, der er ist – dann natürlich doch großartig rüber.

Mehr noch, sogar für ironische Rock-’n’-Roll-Posen findet er dabei Gelegenheit. Irgendwann tanzt er dann auch noch auf eine Art, der zuzusehen noch einmal gute Laune macht. Großartiger Entertainer, intelligenter Musiker, prima Konzert.

DIRK KNIPPHALS