Schöner Shoppen

Die Handelskammer will mehr Geschäfte in Bremens Innenstadt ansiedeln und die Obernstraße zur „Flaniermeile“ ausbauen. Dafür sollen Eigentümer im Zweifelsfall auch auf Rendite verzichten

von Jan Zier

Bremen hat zu wenig Einzelhandel – sagt die Handelskammer. Weniger auf der grünen Wiese oder am Stadtrand, als vielmehr in der Innenstadt. Und im Vergleich zum niedersächsischen Umland. Ein „offensives Konzept“ müsse her – sonst könnten Bremens Geschäfte nicht länger gegen die Konkurrenz aus Oldenburg, Hannover oder Groningen bestehen. Die CDU forderte den Senat umgehend auf, ein entsprechendes Papier vorzulegen. Bau- und Wirtschaftsressort haben bereits eine Arbeitsgruppe gebildet, doch die Gespräche, heißt es, sind noch am Anfang.

Gerade 16,8 Prozent aller Einzelhandelsflächen Bremen liegen in der Innenstadt – im Vergleich zu anderen Oberzentren „viel zu wenig“, sagt der Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Bremen, Matthias Fonger. Wer wie Bremen, „Metropolregion“ sein wolle, müsse hier neue Flächen erschließen. „Es fehlt vor allem an großen Flächen“, sagt auch die Sprecherin der Bremer Investitionsgesellschaft (BIG), Juliane Scholz. „Die Nachfrage ist da.“ So sei jüngst ein Fachmarkt für Babyausstattung nach Delmenhorst gezogen, weil in Bremens City die gesuchten 2.000 Quadratmeter nicht zu finden gewesen seien. Gemeinden wie Delmenhorst, Ottersberg oder Stuhr gewannen zwischen 1993 und 2005 zum Teil deutlich über 40.000 Quadratmeter an Verkaufsfläche hinzu.

Nach dem Willen der Handelskammer sollen 1b-Lagen wie die Langenstraße, aber auch der Domshof und der Schüsselkorb weitere Ladenlokale bekommen, vor allem dort, wo sich heute noch Büros in den Erdgeschossen befinden. Und die Obernstraße soll zur „Flaniermeile“ werden, sagt Fonger, „mit mediterranem Flair“. Die Straßenbahn stört dabei, die Handelskammer möchte sie deshalb in die Martinistraße verlegen.

Fonger möchte in Bremens City auf „Qualität statt auf Quantität“ setzen – und fordert die ImmobilienbesitzerInnen auf, bei der Vermietung nicht immer nur jene auszuwählen, „die die höchste Miete zahlen“. Eine „Idealvorstellung“, sagt die CDU und eine „problematische“ noch dazu: Niemand könne den EigentümerInnen vorschreiben, an wen sie vermieteten. Vor allem Handyläden und 1-Euro-Shops sind Fonger ein Dorn im Auge. „Wir müssen sehen, dass wir den Dodenhofs dieser Welt Paroli bieten können“, sagt Norbert Cäsar, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes Nordsee Bremen.

Dazu müsse die BIG aber auch die Vermittlung leer stehender Immobilien verbessern, sagt Handelskammer-Geschäftsführer Torsten Slink. Zwar gebe es dafür eine eigene Datenbank, doch die sei „kaum bekannt“ und werde „wenig genutzt“. Kein Wunder, so Scholz, sie existiere ja erst seit einem Jahr.

Die Handelskammer sähe gerne mehr inhabergeführte Geschäfte in der City – auch wenn Bremen nicht mehr Filialisten aufweise als vergleichbare Großstädte. Doch die Mieten in den 1a-Lagen, sagt Scholz, könne sich außer den großen Ketten kaum einer leisten. Doch während die BIG auch am Stadtrand Bremens noch mehr Einzelhandel ansiedeln will, ist man da bei der Handelskammer skeptisch. Vom Space Park-Nachfolger „Waterfront“ gehe ein „Kannibalisierungseffekt“ etwa für den Weserpark, aber auch das nördliche Umland bis hin nach Cuxhaven aus, sagt Fonger. Und auch beim geplanten Möbelmarkt auf dem alten Radio Bremen-Gelände hätte sich Fonger „etwas weniger“ innenstadtrelevantes Nebensortiment“ gewünscht.