: Probebohrungen in der Asse
RADIOAKTIVITÄT Bald arbeiten sich die Bohrer in dem niedersächsischen Atommüllager vor. Das Bundesamt für Strahlenschutz will wissen, in welchem Zustand die Fässer in den Einlagerungskammern sind
Werner Nording, Bundesamt für Strahlenschutz
In wenigen Wochen, auf jeden Fall aber noch in diesem Winter wird im Atommülllager Asse bei Wolfenbüttel gebohrt. Die technischen Vorbereitungen sind fast abgeschlossen, Messgeräte und Container installiert.
Es ist die erste von vier Bohrungen, mit denen das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) herausfinden will, in welchem Zustand Einlagerungskammer 7 in 750 Meter Tiefe und die darin lagernden 4.200 Atommüllfässer sind – um dann Rückschlüsse zu ziehen, ob und wie es möglich ist, die Abfälle aus dem vom Absaufen bedrohten Stollen zu bergen.
Es gibt deutliche Hinweise, dass zulaufendes Wasser längst die Abfälle erreicht hat. „Die Korrosion dürfte dafür gesorgt haben, dass bereits Fässer zerstört sind“, sagt BfS-Sprecher Werner Nording. Selbst die Behälter, die mit einer Betonummantelung eingelagert wurden, seien durch den Gebirgsdruck wahrscheinlich schon beschädigt.
Den Zugang vor der Wand, die die Kammer verschließt, haben Arbeiter mit einer Zeltkonstruktion abgedichtet. In diesem Arbeitsbereich herrscht ständig Unterdruck. Sollten belastete Gase oder Stäube beim Anbohren austreten, könnten sie nicht unkontrolliert in den übrigen Grubenbereich entweichen. Der Zugang in diesen Bereich ist nur über Personen- und Materialschleusen möglich. Ein Lüfter soll später die Luft aus diesem Arbeitsbereich absaugen und gefiltert in das restliche Grubengebäude zurückleiten.
Schon Ende September ist die Verschlusswand vor der Kammer angebohrt worden, um ein Standrohr zu verankern, das wiederum als Befestigung für den sogenannten Preventer dient. „Der Preventer ist die zentrale Schutzeinrichtung beim Anbohren der Kammer“, erläutert der BfS-Sprecher. Er soll die Bohrung während der Arbeiten abdichten und dafür sorgen, dass Gase und Stäube nicht unkontrolliert durch das Bohrloch entweichen können.
Sobald der Preventer montiert ist, kann die Bohranlage endgültig aufgebaut werden. „Wenn wir anfangen zu bohren, wird der ganze Bereich für Unbefugte zum Sperrgebiet“, sagt Nording. Wie lange das eigentliche Bohren durch die 20 Meter dicke Mauer aus Beton, Asphalt und Steinen dauern wird, weiß er noch nicht. „Normalerweise wäre der Bohrer in ein bis zwei Tagen durch“, sagt Nording.
Aber normal ist in der Asse fast nichts. In regelmäßigen Abständen muss das Material aus dem Bohrloch in zeitaufwendigen Messungen auf Radioaktivität überprüft werden. Zum Schluss dürfen die Arbeiter nur noch in Zehn-Zentimeter-Schritten bohren. REIMAR PAUL