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Archiv-Artikel

„Grüne sollen Wort halten“

ERWARTUNGEN Pit Katzer vom Bündnis für Inklusion zur heutigen Koalitionsverhandlung

Pit Katzer

■ 63, ist Mitglied der Koordinierungsgruppe des Bündnisses für Inklusion und Schulleiter der Erich-Kästner-Schule.

taz: Herr Katzer, SPD und Grüne reden heute bei den Koalitionsverhandlungen im Rathaus über Bildung. Sie appellieren, die Grünen müssen Wort halten beim Thema Inklusion. Was erwarten Sie?

Pit Katzer: Ich spreche hier für das „Hamburger Bündnis für schulische Inklusion“. Uns ist wichtig, dass die Lehrerstunden für Inklusion dem tatsächlichen Förderbedarf angepasst werden. Eine vom Schulsenator beauftragte Untersuchung der Viertklässler hat im Januar ergeben, dass die Zahl der Schüler mit Förderbedarf im Bereich Lernen, Sprache, emotionale und soziale Entwicklung um zwei Drittel höher liegt als bisher angenommen. Es haben nicht vier Prozent, sondern 6,6 Prozent aller Schüler diesen Bedarf.

Was bedeutet dies in Geld?

Es müsste etwa 300 Stellen mehr geben als Schulsenator Ties Rabe gesagt hat. Er sagte, er sei nur bereit, 60 Stellen dazu zu geben. Das reicht nicht.

Und nun sollen die Grünen Herrn Rabe überzeugen?

Sie sollen Wort halten.

Warum appellieren Sie nicht an die SPD?

Herr Rabe hat ja seinen Standpunkt deutlich gemacht. Es gibt 60 Stellen, mehr nicht.

Koalitionen bedeuten Kompromisse. Ist dies ein potenzieller Knackpunkt, an dem die Grünen hart bleiben sollten?

Für die zukünftige Entwicklung der Grund- und Stadtteilschulen ist das Gelingen der Inklusion die zentrale Frage. Das ist keine Nebensache. Insofern ist es im Bereich der Schulpolitik die zentrale Frage, ob die Grünen hier konsequent sind oder zur Tagesordnung übergehen.

Was ist, wenn die Grünen sich nicht durchsetzen?

Das würde bedeuten, dass die Grünen es mittragen, wenn die Ressourcen pro förderbedürftigem Kind ausgedünnt werden. Der Senat hat 2012 in der Drucksache Inklusion eine Ausstattung für vier Prozent Kinder mit Förderbedarf veranschlagt. Wenn es jetzt zwei Drittel mehr sind, ohne eine entsprechende Zahl zusätzlicher Pädagogen, gießt man Wasser in die Suppe. Was wäre wohl los, wenn die Kitas deutlich mehr Kinder mit gleichem Personal betreuen müssten?

Gibt es weitere Punkte, die dem Bündnis wichtig sind?

Wir wollen eine Schulgesetzänderung, die Zeugnisse ohne Noten zulässt. Und wir fordern zudem mehr Ressourcen für multiprofessionelle Teamarbeit, damit die Inklusion zur Aufgabe der ganzen Schule werden kann.INTERVIEW: KAIJA KUTTER

Koalitionsverhandlungen der SPD mit den Grünen: heute im Rathaus