: Aus den Augen, aus dem Sinn
VON THOMAS MAUCH
Manche erinnern sich vielleicht noch, dass dort, wo momentan so eifrig an einem neuen Schloss für Berlin gewerkelt wird, einmal ein Palast der Republik stand. Er war ein Renommierstück der DDR. Man hat den Palast abgerissen. Man kann das durchaus als eine Entsorgung einer unliebsamen Vergangenheit betrachten, an die man am liebsten gar nicht mehr erinnert werden möchte.
Aus den Augen, aus dem Sinn.
Noch ein wenig weiter zurück in die dunkle Vergangenheit reicht die deutsche Kolonialgeschichte, an die gerade anlässlich des 130. Jahrestags der Kongokonferenz erinnert wird. Tatsächlich steht Deutschlands Kolonialgeschichte im Abseits der allgemeinen Erinnerungskultur. Eine Geschichtsvergessenheit, gegen die man auch mit Ämderungen von als kolonial kontaminiert verstandenen Straßennamen angehen will.
Ehrenwerte Person
Wenn dann aber dereinst vielleicht mal zum Beispiel die heftig umstrittene Mohrenstraße nach Nelson Mandela etwa, wie es gewünscht wird, umbenannt sein sollte, hätte man natürlich eine unbedingt ehrenwerte historische Person – die allerdings so wenig mit Berlin zu schaffen hat, dass es fast schon nach Geschichtsklitterung schmeckt.
Vielleicht wäre so eine Umbenennung auch ein Erfolg, den man den Befürwortern gar nicht wirklich wünschen möchte. Jedenfalls sorgen gerade die ständig wiederkehrenden Diskussionen um die Namen von Straßen noch am verlässlichsten dafür, dass hier in der Stadt noch ein Stachel gegen träge Geschichtsvergessenheit wirkt.
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