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Archiv-Artikel

Fischtreppe statt Wasserkraftwerk

Der Bau eines Kohlekraftwerks in Hamburg könnte verhindern dass die Elbstaustufe bei Geesthacht für die nachhaltige Energiegewinnung genutzt wird, befürchten Umweltschützer. Bauherr Vattenfall versichert, es gebe keinen Konflikt

Ausgerechnet der Stromkonzern Vattenfall (Schwedisch: Wasserfall) will zugunsten eines Kohlekraftwerks den Bau einer Wasserkraftanlage in der Elbe verhindern. Das zumindest werfen Umweltschützer der Hamburger Filiale des schwedisch-deutschen Energiemultis vor. Das sei „ein doppelter Schlag gegen den Klimaschutz“, kommentiert Sybille Macht-Baumgarten, Landesvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Schleswig-Holstein. Vattenfall dementierte den Vorwurf, hält aber nur den Platz für eine kleinere Wasserkraftanlage frei.

Um die Chancen zu erhöhen, dass das als „Dreckschleuder“ geltende Kohlekraftwerk Hamburg-Moorburg gebaut wird, plant Vattenfall in der Staustufe Geesthacht eine Fischtreppe. Dieses 1957 errichtete Wehr dient dem Schutz der stromaufwärts gelegenen Gebiete vor Sturmfluten. Den damals vorgesehen Einbau von Wasserkraftturbinen hat der Vattenfall-Vorgänger Hamburgische Electricitäts-Werke (HEW) nie verwirklicht. Wie alle anderen Stromkonzerne setzten auch die HEW auf Atommeiler.

Erst vor fünf Jahren begannen Vorbereitungen zum Einbau von Wasserkraftturbinen mit einer Leistung von 10 Megawatt. Einen Rechtsanspruch darauf hat der Konzern: Die Staustufe ist baulich auf die Turbinen vorbereitet und der Planfeststellungsbeschluss noch immer gültig.

Nun aber vermutet der BUND ein perfides Manöver von Vattenfall: Die Fischtreppe werde, so wie sie zurzeit geplant ist, den Einbau der Turbinen unmöglich machen. Sie ist aber nach EU-Umweltrecht eine mögliche ökologische „Minderungsmaßnahme“ für Schäden, welche das im Hamburger Hafen projektierte Kohlekraftwerk an der Elbe verursachen würde. Die Gleichung würde lauten: Höherer CO2-Ausstoß und Schwimmhilfen für Fische statt Wasserkraft.

Dagegen hat nun die Agenda-21-Gruppe Geesthacht bei der Hamburger Umweltbehörde Widerspruch eingelegt. „Das darf nicht gegeneinander ausgespielt werden“, fordert Peter Schulz, Sprecher der Geesthachter Gruppe. Sowohl eine Treppe als auch eine Turbine könnten durch eine „andere und bessere Planung“ errichtet werden.

Vattenfall sieht das zumindest in Teilen genauso: „Unsere Planungen für die Errichtung der Fischwechselanlage zielen darauf ab, dass die Option der Errichtung einer Wasserkraftanlage in den dafür vorgesehenen Wehrfeldern 4 und 5 der Stauanlage Geesthacht unberührt bleibt“, teilte der Konzern mit. SVEN-MICHAEL VEIT