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Archiv-Artikel

„Probleme auf engem Raum“

VORTRAG Jörg Venzke erklärt im Überseemuseum, was Israel für Geographen so besonders macht

Von EIB
Jörg Venzke

■ 59, ist Professor für physische Geographie an der Uni Bremen und Vorsitzender der Geographischen Gesellschaft Bremen.

taz: Herr Venzke, wenn Sie als Geograph Israel bereisen – können Sie dort wie in anderen Regionen Steine umdrehen?

Jörg Venzke: Nein, das dürfen wir gar nicht, weil dort nahezu jeder Stein eine Geschichte hat! Aber als physische Geographen interessieren wir uns ja nicht nur für die Bodenbeschaffenheit, sondern für den Naturraum als ganzen. Dazu gehören auch landeskundliche Aspekte, Besiedlung, Wirtschaft, Geschichte.

Aber ist das vergleichbar mit anderen Regionen, in die Sie als Wissenschaftler fahren?

Eigentlich nicht, weil man dort eben keinen Schritt machen kann, ohne auf ein bedeutendes Element zu treten. Dazu kommt, dass dort die Probleme auf sehr kleinem Raum komprimiert sind: Israel misst an seiner schmalsten Stelle 15 Kilometer und ist nur 470 Kilometer lang.

Welche Probleme meinen Sie?

Ein Beispiel ist die Wasserverteilung: Die Israelis pumpen das Wasser aus dem See Genezareth, was zur Folge hat, dass der Jordan immer weniger Wasser führt. Oder sie bauen Brunnen im Westjordanland, aber die Palästinenser sehen davon so gut wie nichts. Wobei man dazu sagen muss, dass es viele Regionen auf der Welt mit großen Problemen gibt, die nicht so sehr im Fokus der Öffentlichkeit stehen.

Sie waren schon häufiger in Israel – was ist Ihnen im März dieses Jahres aufgefallen?

Ich habe die Trennmauer zum ersten Mal gesehen, das ist schon sehr belastend. Was uns sehr bewegt hat, war, dass die beiden Reisebegleiterinnen, eine israelische Jüdin und eine palästinensische Christin, einander nicht kannten. Dabei arbeiten ihre Agenturen seit über 20 Jahren zusammen. Die haben uns um Fotos ihrer unbekannten Kollegin gebeten.

INTERVIEW: EIB

18.30 Uhr, Überseemuseum