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Archiv-Artikel

Moderat verdoppelt

Die Mieten in Hamburg steigen jährlich um 2,2 Prozent– schneller als die allgemeinen Lebenshaltungskosten. Das belegt der gestern veröffentlichte Mietenspiegel

VON SVEN-MICHAEL VEIT

Wohnraum in Hamburg wird nicht nur weiterhin teurer, er wird es immer schneller. Um durchschnittlich 4,3 Prozent sind die Mieten seit 2005 in der Hansestadt gestiegen. Das weist der gestern veröffentlichte Mietenspiegel 2007 aus, der alle zwei Jahre erhoben wird. Die allgemeine Inflationsrate lag im selben Zeitraum nur bei 3,7 Prozent.

Die Entwicklung sei „insgesamt moderat“, behauptete dennoch Bausenator Axel Gedaschko (CDU) gestern bei der Präsentation des Zahlenwerkes. Dasselbe hatte sein Amtsvorgänger Michael Freytag (CDU) vor zwei Jahren auch schon gesagt – allerdings über eine halb so hohe Teuerungsrate von damals nur 2,1 Prozent. Trotz der jetzt festgestellten Verdoppelung bei den Mietsteigerungen beharrte Gedaschko auf seiner Einschätzung: „Alles unter 3,0 Prozent per anno nenne ich moderat.“

Der Mietenspiegel weist die durchschnittliche Nettokaltmiete bei Neuvermietungen aus. Er basiert auf einer Stichprobe von 10.336 der insgesamt gut 500.000 freifinanzierten Wohnungen in Hamburg. Danach musste am Stichtag 1. April im Durchschnitt 6,53 Euro pro Quadratmeter gegenüber 6,26 Euro im April 2005 gezahlt werden. In Berlin aber sei die Teuerungsrate mit 5,8 Prozent höher, erläuterte der Senator. Und beim Quadratmeterpreis sei Stuttgart mit 6,80 Euro teurer als Hamburg, ganz zu schweigen von München: Die Bayernmetropole ist mit inzwischen durchschnittlich 9,30 Euro pro Quadratmeter Wohnraum weiterhin das teuerste Parkett der Republik.

In Hamburg haben sich seit längerem zu beobachtende Trends ungebremst fortgesetzt. Weiterhin besonders knapp und teuer sind die kleinen und mittleren Wohnungen zwischen 40 und 90 Quadratmetern Größe. In Häusern aus den Jahren 1918 bis 1948 haben die Mieten binnen zweier Jahre um 11,1 bis 16,0 Prozent angezogen. Diese wiesen aber bereits im Mietenspiegel 2005 Steigerungen um bis zu 23 Prozent auf: Über vier Jahre gerechnet ergeben sich so im Extremfall Mieterhöhungen von runden 40 Prozent.

„Besorgnis erregend“ findet das der grüne Stadtentwicklungsexperte Claudius Lieven: „Der Hamburger Wohnungsmarkt droht aus der Balance zu geraten.“ Ähnlich sehen das auch die beiden Hamburger Mieterverbände „Mieter helfen Mietern“ und „Mieterverein zu Hamburg“. Denn die hohe Teuerungsrate werde statistisch dadurch gemildert, dass in einigen Wohnungen der 1960er bis 1980er Jahre leichte Rückgänge bei Neuvermietungen zu verzeichnen sind. Das habe aber für bestehende Mietverträge keine Auswirkungen, prophezeit Eckhard Pahlke vom Mieterverein zu Hamburg: „Kein Mieter kann mit dem Hinweis auf den Mietenspiegel eine Senkung seiner Miete durchsetzen.“

Auch Sylvia Sonnemann von „Mieter helfen Mietern“ sieht keinen Anlass zur Entwarnung. Auch bei den Wohnungen ab 90 Quadratmeter für Familien sei die Lage „dramatisch“. Der Quadratmeter für eine zweistellige Eurosumme sei da „keine Seltenheit mehr“. Senator Gedaschko sieht durchaus, dass mehr bezahlbarer Wohnraum in Hamburg nicht schaden könne. Er kündigte gestern an, dass die geplante Zahl von 2.000 neu zu errichtenden Wohnungen pro Jahr auf 2.400 erhöht werde.

Dennoch müssten die Mieter „für die Versäumnisse des Senats zahlen“, konstatiert der Wohnungsbauexperte der SPD, Jan Quast: „Die Verknappung von Wohnraum treibt die Mieten hoch.“ Er kritisierte erneut, dass das städtische Wohnungsunternehmen SAGA/GWG 500 Millionen Euro an die Stadt abführen musste. Die Investition dieses Betrages in Wohnraum wäre sinnvoller gewesen.