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Archiv-Artikel

„VHS für Behinderte“

Tagung Wie sieht eine Weiterbildung aus, die alle einschließt? Darüber diskutiert der Martinsclub

Von EIB
Thomas Bretschneider

■ 46, ist pädagogischer Leiter und stellvertretender Geschäftsführer des Martinsclubs Bremen e.V.

taz: Herr Bretschneider, welche Schwierigkeiten gibt es, wenn auf einer Tagung Behinderte als Experten mitwirken?

Thomas Bretschneider: Die Fachleute kommen dann nicht mehr so gerne.

Quatsch.

Doch. Einen Vortrag in leichter, also für alle gut verständlichen Sprache zu halten, empfinden viele offenbar als Zumutung.

Ich hatte eher Probleme erwartet, wenn es darum geht, zu Ergebnissen zu kommen.

Das ist eine Frage der Moderation. Wir drehen den Spieß um und schicken am ersten Tag die Professoren nach draußen, um sich Praxisbeispiele anzusehen. Die Zeit nutzen die Behinderten, um sich auf die Fachdiskussion am zweiten Tag vorzubereiten.

Wie erklären Sie denen Inklusion?

„Für alle“.

Bitte?

Das bedeutet „Bremen für alle“, „Schule für alle“. Das ist der große Unterschied zu Integration: Da geht es darum, fünf behinderte Kinder in eine Schulklasse zu integrieren. Bei Inklusion geht ein behindertes Kind einfach zur Schule – so wie alle anderen auch.

Oder in die Weiterbildung.

Genau. Darum geht es bei der Tagung. Momentan machen wir als Martinsclub ja eine Art Volkshochschule für Behinderte – was dem Gedanken der Inklusion, die sozialpolitisch gewollt ist, widerspricht. Das Problem ist aber, dass sich viele Behinderte dieses Angebot wünschen, weil sie ihre eigenen Räume behalten wollen. Das ist ein Konflikt, den wir lösen müssen. Auch als Institution. Eine Behindertenorganisation wie der Martinsclub widerspricht dem Gedanken der Inklusion.

INTERVIEW: EIB

„Leben-lernen: inklusiv-weiterbilden“, 18. und 19. 11., 10 bis 17 Uhr