: Die Verschuldung wird immer jünger
In Deutschland gilt schon jeder zehnte erwachsene Deutsche als überschuldet. Das Problem erreicht die Mittelschichten
DÜSSELDORF dpa ■ Trotz der anhaltend guten Konjunktur stecken immer mehr Menschen in Deutschland in der Schuldenfalle. Die Zahl der als überschuldet geltenden Privatpersonen ist nach einer Studie der Wirtschaftsauskunftei Creditreform in diesem Jahr um 150.000 auf den neuen Höchststand von 7,3 Millionen gestiegen.
Damit kann mehr als jeder zehnte Erwachsene seine finanziellen Verpflichtungen auf absehbare Zeit nicht begleichen. Überschuldung sei nicht mehr nur ein Problem der unteren sozialen Gruppe, sondern finde sich auch zunehmend in der Mittelschicht, sagte Creditreform-Vorstand Helmut Rödel am Freitag in Düsseldorf. Die Gründe für das Zuschnappen der Schuldenfalle sind vielfältig. In fast jedem dritten Fall ist die Arbeitslosigkeit die Hauptursache für das Abrutschen in die Überschuldung. Auf Platz zwei der Gründe steht die Trennung vom Lebenspartner. Etwa 1 Million Menschen hätten wegen „unangemessenen Konsumverhaltens“ zu viele Schulden gemacht.
Rödel wies in diesem Zusammenhang auf den starken Anstieg bei Konsumentenkrediten hin. Der Kreditmarkt für Privatkunden sei heiß umkämpft, entsprechend intensiv werde geworben. Neben einer verantwortungsbewussten Kreditvergabe sei deshalb eine gezielte Verbesserung der Finanzkompetenz der Bürger notwendig, die schon in den Schulen beginnen müsse. Als besorgniserregend bezeichnete Rödel den überdurchschnittlichen Anstieg der Überschuldung junger Erwachsener. Bei den 20- bis 29-Jährigen sei die Verschuldungsquote in nur drei Jahren um 1,1 Punkte auf 8,6 Prozent angestiegen. „Verschuldung wird immer jünger“, so Rödel.