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Archiv-Artikel

Shoppen für Weltverbesserer

FAIRES FEST Wem die übliche Konsumorgie zu Weihnachten zu viel ist, der kann auf faire und ökologische Geschenke setzen und auf überflüssigen Schnickschnack verzichten

Tipps für Advent & Co.

■ Ökozertifizierte Weihnachtsbäume und Biogänse gibt es unter anderem beim Adventsökomarkt der Grünen Liga am Kollwitzplatz (s. u.).

■ Heldenmarkt, Sa. und So., 19. und 20. November 2011, Zeit: 10 bis 20 Uhr, Ort: Postbahnhof am Ostbahnhof, Straße der Pariser Kommune 8, 10243 Berlin. Eintritt: 5 Euro (ermäßigt 4 Euro). Weitere Infos unter: www.heldenmarkt.de.

■ Adventsökomarkt der Grünen Liga am Kollwitzplatz, jeweils So.: 27. November, 4., 11. und 18. Dezember 2011. Zeit: jeweils 12 bis 19 Uhr. Ort: Wörtherstraße zwischen Kollwitz- und Knaackstraße am Nordteil des Kollwitzplatzes. Weitere Infos: Elisabeth Westphal unter Tel.: (0 30) 44 33 91-48. Mehr Informationen unter: www.grueneliga-berlin.de.

■ Adventsmarkt auf der Domäne Dahlem, jeweils So.: 27. November, 4., 11. und 18. Dezember 2011, Zeit: 11 bis 19 Uhr, Tel.: (0 30) 66 63 00-0, Königin-Luise-Straße 49, 14195 Berlin. Weitere Infos: www.domaene-dahlem.de.

■ Advent im Forstamt Tegel, u. a. mit Blasmusik und Hörnerklang, Verkauf von Weihnachtsbraten von Wildschwein und Reh und Kinderprogramm (z. B. Lagerfeuer mit Stockbrot), Sa., 26. November 2011, Zeit: 14 bis 18 Uhr, Ort: Forstamt Tegel, Ruppiner Chaussee 78, 13503 Berlin.

■ Zudem informiert die Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg e. V. (FÖL) über Bioanbieter und Bioprodukte sowie über Veranstaltungen rund ums Thema nachhaltige Weihnachten: www.bio-berlin-brandenburg.de

VON OLE SCHULZ

Jetzt, wo der Dezember naht, sollte man sich allmählich darüber klar werden, wie man die nächsten Wochen verbringen möchte – vom ersten Advent bis zu Neujahr. Denn es gibt viele Möglichkeiten: Die Feiertage ganz traditionell begehen oder im Kreise von Freunden doch neuartige Rituale kreieren? Sich aus allem zurückziehen und Anrufe der Familie einfach nicht beantworten, um einmal wirklich zu entspannen? Das Weihnachtsfest also ganz ausfallen lassen – oder es vielleicht lieber in einer nachhaltigeren Variante begehen, die nicht in einer Geschenkorgie endet und auf allen überflüssigen Schnickschnack verzichtet?

Dazu könnte beispielsweise zählen, dass man ohne Weihnachtsbaum auskommt – oder sich zumindest einen sucht, der hierzulande gewachsen ist. Das wird immer seltener: Laut Naturschutzbund (Nabu) wird circa jeder vierte Baum importiert; die meisten stammen zudem aus eigens angelegten Weihnachtsbaum-Monokulturen. Der Nabu empfiehlt stattdessen heimische Fichten, Kiefern oder Tannen aus durchforsteten Waldbetrieben oder aber – noch besser – aus ökologisch wirtschaftenden Weihnachtsbaumkulturen, die man an dem FSC-, Naturland- oder Bioland-Siegel erkennt.

Und wer beim Dekorieren des Baumes auf Nummer sicher gehen will, verzichtet am besten gleich aufs Lametta aus Omas Tagen. Die meisten deutschen Hersteller kommen inzwischen zwar ohne das giftige Blei in Lametta aus, doch bei importiertem kann es noch vorkommen. Benutzt man dieses, können die belasteten Glitzerfäden mit den entsorgten Bäumen in Kompostieranlagen gelangen, wo sie den Boden und die Menschen belasten.

Wer sich aber nicht gleich durch die Beschäftigung mit Schadstoffen & Co. die Laune verderben lassen, sondern vielmehr in angenehmer Weise auf die kommenden Wochen einstimmen will, der kann heute und morgen im Berliner Postbahnhof am Ostbahnhof zum „Heldenmarkt“ kommen, einer Messe für nachhaltigen Konsum. Unter dem Motto „Shoppen für Weltverbesserer“ gibt es verschiedenste umweltverträgliche Produkte – vom T-Shirt aus Bio-Baumwolle bis hin zur Tasche aus recyceltem Kunststoff. Neu ist dieses Jahr der Marktplatz regionaler Bio-Vielfalt, ein 180 Quadratmeter großer Biogemeinschaftsstand, organisiert von der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg e. V. (FÖL).

Der Heldenmarkt ist so etwas wie der Vorläufer der Adventsmärkte, die eine Woche später beginnen und unter denen es mittlerweile einige gibt, die sich selbst das Attribut „ökologisch“ verpasst haben – so etwa der Adventsökomarkt der Grünen Liga am Kollwitzplatz.

Rund 60 AusstellerInnen bieten hier ab dem 27. November vier Sonntage hintereinander ihre sozial, ökologisch und wirtschaftlich verträglichen Waren an – darunter unzählige kulinarische Biogenüsse vom heißen Met bis zum Wiener Apfelstrudel –, während die Kinder Ponyreiten und Riesenradfahren können. Hier lassen sich, en passant und mit einem Glühwein in der Hand, auch erste Geschenke finden. Die Adventsmärkte auf der Domäne Dahlem bieten sich hierfür ebenfalls an. Denn sie sind vor allem für ihr qualitätsvolles Kunsthandwerk bekannt. Dazu kommt ein umfangreiches Mitmachprogramm für Kinder – inklusive Wachsbasteln in der Imkerei wie das Bemalen von Windlichtern und gläserner Weihnachtsbaumkugeln.

So langsam kann man sich dann auch schon Gedanken über den Festschmaus machen. Wer auf die klassische Weihnachtsgans nicht verzichten will, sollte beim Einkauf auf die Kennzeichnung „bäuerliche Freilandhaltung“ oder „ökologische Tierhaltung“ achten. Denn „glücklich schmeckt einfach besser“, wie inzwischen sogar die B.Z. erkannt hat. „Feinschmecker-Qualität haben nur Tiere von Bio-Höfen“, räumte das Springer-Blatt unlängst ein.

Bevor man aber wie alle Jahre wieder kurz vor Ladenschluss am 24. Dezember vor leeren Regalen steht und entnervt „same procedure as every year“ denkt, kann man schon Wochen vorher zum Beispiel am Stand der Grünen Liga beim Adventsökomarkt Bioweihnachtsgänse oder Bioflugenten bestellen. Oder man erwirbt am Sonnabend, den 26. November, zu „Blasmusik und Hörnerklang“ im Forstamt Tegel Wildschwein und Reh aus den Berliner Wäldern.

Eine andere Möglichkeit, die dem Zeitgeist wohl noch mehr entspricht, ist es, die Fleischbeschau wenigstens dieses eine Mal ganz sein zu lassen. Wie man hört, soll dieses Jahr veganer Weihnachts-„Braten“ der letzte Schrei sein.