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Archiv-Artikel

„Fünf Cent weniger pro Ei“

STALLPFLICHT-ENDE Hamburger Geflügelhalter können ihr Getier ab heute wieder nach draußen lassen

Von LKA
Nicolai Wree

■ 34, Geschäftsführer des Zentralverbandes der Geflügelwirtschaft Schleswig-Holstein und Hamburg.

taz: Herr Wree, ab heute dürfen in Hamburg 900 Geflügelhalter ihre Tiere wieder ins Freie lassen. Woher kommt diese – für eine Stadt beachtlich hohe – Zahl?

Nicolai Wree: Die erhebt die zuständige Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz. Dort müssen sich alle Halter aus tierseuchenschutzrechtlichen Gründen registrieren – und sie werden in der amtlichen Statistik aufgelistet. In Hamburg gibt es heute aber keine großen Geflügelhalterbetriebe mehr. Früher gab es im Alten Land noch einige, die existieren nicht mehr. Ich gehe also davon aus, dass es sich um Kleinsthalter handelt, die hier mal fünf Hühner oder dort mal eine Pute halten.

Ihr Verband ist neben Schleswig-Holstein auch für Hamburg zuständig. Wen vertreten Sie denn dann hier?

Wir haben in Hamburg kein Mitglied, das wir vertreten.

Was bedeutet die Aufhebung der Stallpflicht für die Halter und ihre Tiere?

Aus Sicht des Geflügelwirtschaftsverbands, der ja vor allem die Eierproduzenten vertritt, ist es so, dass wegen der Stallpflicht nach zwölf Wochen Eier nicht mehr als Freilandhaltung, sondern als Bodenhaltung vermarktet werden dürfen. Das bedeutet, einen wirtschaftlichen Verlust von vier bis fünf Cent pro Ei.

Die Vogelgrippe ist auch in Biosicherheitsställen aufgetreten, in die von draußen so gut wie nichts hinein kommt.

Es gibt verschiedene Betriebe, in denen sie ausgebrochen ist. In Niedersachsen gab es die Puten-Betriebe, in Rostock einen Tierpark, es gab aber auch Kleinsthalter in Mecklenburg-Vorpommern und auch einzelne Wildvögel, die betroffen waren.

Was halten Sie als Verband denn überhaupt von der nun endenden Stallpflicht?

Sie war sicher ein richtiger Impuls, als das Virus im November ausgebrochen ist – um Sicherheit zu schaffen. Denn dieser Risikolage war man sich sicher nicht bewusst. Mittlerweile wünsche ich mir aber auch eine komplette Aufhebung der Stallpflicht in Schleswig-Holstein. Das Wildvogelmonitoring, was hier durchgeführt wurde, war zu hundert Prozent negativ.

Das heißt, dass es kein Ansteckungsrisiko mehr gibt?

Dass der Erreger bei keinem Wildvogel nachgewiesen werden konnte. Wir bekommen zumindest eine Einschätzung, dass das Virus bei Zug- oder Wildvögeln nicht mehr präsent ist. Es ist andererseits aber auch klar, dass immer ein gewisses Restrisiko bleibt. Die Aufhebung der Stallpflicht halte ich jedenfalls für angemessen.  INTERVIEW: LKA