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Der Doktor mit dem Charisma

Die Manuskripte seiner Memoiren sind bereits im Umlauf. Aber Prof. Dr. Armin Klümper wird vor der Drucklegung wohl erst einmal etwas abwarten. Vielleicht muss noch manches umgeschrieben werden, nachdem die Untersuchungskommission zur Dopingvergangenheit an der Freiburger Universität ihn nun als den Protagonisten bezeichnete, der die Manipulationsversuche beim VfB Stuttgart und dem SC Freiburg angeleitet haben soll.

Als „Einmannfirma“ bezeichnete ihn etwa jüngst Kommissionsmitglied Gerhard Treutlein. Klümper hatte mächtige Freunde wie Lothar Späth und Gerhard Mayer-Vorfelder, Ministerpräsident beziehungsweise Kultusminister von Baden-Württemberg. Immer wieder werden die Wörter „dunkel“ und „ominös“ verwandt, um Klümpers Machenschaften zu umschreiben. Es fehlte oft indes an Beweisen. Dem Bild des Bösewichts wollte Klümper mit seiner Biografie begegnen. Vorab wurden Passagen öffentlich, in denen er mit den Spenden protzt, die er etwa von der Fußballprominenz erhielt. Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeneß und Paul Breitner sollen ihn unterstützt haben.

Klümper war fraglos beliebt. Er galt als Koryphäe auf dem Gebiet der Sportmedizin. Mehr als 2.000 Athleten besuchten jährlich seine Praxis. Sie beschrieben ihn als äußerst fürsorglich und charismatisch. Klümper eckte an. Mündige Sportler, forderte er, sollten selbst über die Einnahme von Anabolika entscheiden.

Seit dem Tod seiner Patientin, der Siebenkämpferin Birgit Dressel 1987, litt sein Ruf. Der Organismus der Athletin hatte versagt, weil sie Unmengen Medikamente geschluckt hatte. Der Deutsche Leichtathletikverband wandte sich von ihm ab. Andere, wie der Zehnkämpfer Jürgen Hingsen und der Hochspringer Carlo Thränhardt, hielten ihm die Treue. Heute beschäftigt sich der 79-Jährige mit der Alternativmedizin. JOHANNES KOPP

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