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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Plastiktüte nur auf Verlangen

■ betr.: „Welche Tüte passt zu mir“, taz vom 3. 3. 15

Neulich im Drogeriemarkt: Ich stehe mit geräumiger Stofftasche an der Kasse, habe eine kleine Tube Sonnencreme zu bezahlen. Die Kassiererin fragt: „Tüte?“ Ich: „Nein, warum fragen Sie denn. Sie sehen doch, dass ich eine große Tasche dabeihabe!“ Kassiererin: „Ich muss das fragen, der Chef verlangt das so!“ Noch schlimmer ist es bei diversen Kaufhäusern, wo gleich alles ungefragt in Plastiktüten gestopft wird, wenn man nicht schnell genug protestiert. Da sind uns die Chinesen schon wieder einen Schritt voraus: Plastiktüte nur auf Verlangen. Mit dieser einfachen Regel könnte der Tütenverbrauch bestimmt sofort auf die Hälfte reduziert werden, selbst ohne Verbote, Zwangsgebühren etc. DOROTHEE BETZ, Erdmannhausen

Ein Vorschlag

■ betr.: „Kinderschützer wollen kein Geld von Edathy“, taz v. 4. 3. 15

Dass der Kinderschutzbund das Geld ablehnt, ist richtig und eröffnet gleich darauf die Frage, wohin damit? Ein Vorschlag: Möge Herr Edathy das Geld doch persönlich beim Projekt „kein Täter werden“ in Berlin abgeben, dann sind beide da, wo sie hingehören.

UTA VON HAHN, Bad Abbach

Alles nur ganz dumme Zufälle

■ betr.: „NSU. Wo ich auch hingehe, findet man mich“ (Florian H.), taz vom 3. 3. 15

Zehn Jahre lang ziehen Neonazis mordend durch Deutschland, und die Ermittler gehen davon aus, dass sich unzivilisierte Ausländer eben öfter mal umbringen – also nicht wirklich so schlimm. Hinweise auf mögliche Nazi-Verbindungen werden nicht weiter verfolgt und abgetan. V-Männer des Verfassungsschutzes treiben weiter ihr staatlich alimentiertes Unwesen, und später werden Akten natürlich versehentlich geschreddert.

Dann trifft es eine deutsche Polizistin in Heilbronn, die, nachdem die Ermittler jahrelang im Dunkeln tappten, einfach zum Zufallsopfer erklärt wird. Einen Anfangsverdacht auf einen braunen Hintergrund will niemand sehen, obwohl es diese Hinweise schon lange gibt. Innenminister in Baden-Württemberg sehen keinen dringenden Erkenntnisbedarf, weder ein christdemokratischer Heribert Rech noch ein sozialdemokratischer Reinhold Gall. Sie sollten eigentlich ein Auge auf ihre Polizisten haben, die an Feiern des Ku-Klux-Klan teilnehmen und dessen Treiben naiv und angeblich völlig ahnungslos für das eines Heimatvereins halten.

Ähnliches Spiel in Hessen: Da sieht auch ein Innenminister Volker Bouffier keinerlei Handlungsbedarf, wenn sein Verfassungsschützer Temme sich in Kassel rein zufällig am Tatort in Kassel aufhält und weder von einem Mord noch von einer Leiche etwas mitkriegt. Und natürlich stirbt ein V-Mann „Corelli“ an einem Diabetes-Schock genauso plötzlich und überraschend wie der mutmaßliche Neonazi-Aussteiger Florian H. Den überfiel nach Ermittlungen der Polizei, just Stunden bevor er gegenüber dem LKA Aussagen zum Mord an jener Polizistin hatte machen wollen, ein plötzliches Suizid-Verlangen.

Und, und, und … natürlich alles nur ganz dumme Zufälle. Und wer da glaubt, irgendwelche Zusammenhänge konstruieren zu müssen, oder gar Teile unserer Staatsorgane knöcheltief im braunen Sumpf waten sieht, ist ein Verschwörungstheoretiker und steht als solcher außerhalb eines ernsthaften Diskurses. Denn der Feind steht ja links, wie Bettina Blank, Buchautorin und ihres Zeichens baden-württembergische Verfassungsschützerin, weiß. Der NSU-Terror wird demnach lediglich durch „gezielte Skandalisierung“ als gefundenes Fressen von Antifaschisten für deren linke Hintergedanken genutzt.

Ich bekomme so langsam eine Ahnung, wie das mit dem „Tausendjährigen Reich“ funktioniert haben muss …

KLAUS-ULRICH BLUMENSTOCK, Stuttgart

Debatte erwünscht

■ betr.: „Hochschulen sollen Transparenz verbessern“, taz vom 27. 2. 15

Es ist erfreulich, dass Ralf Pauli in seinem Artikel nun auch öffentlich einräumt, dass „Hochschulwatch“ eine Reihe falscher Daten publiziert hat. Die Schuldzuweisung an Hochschulen und andere ist dagegen äußerst einseitig. Es werden massive Fehler aufseiten von „Hochschulwatch“ unterschlagen, die – bösen Willen will ich hier nicht unterstellen – nur mit mangelnder Sachkenntnis erklärbar sind: Öffentliche Projektmittel, Gelder aus unabhängigen, teils staatlichen Stiftungen wurden als Wirtschaftsgelder verbucht, statistische Daten falsch interpretiert.

Ich habe schon früher erklärt, dass gegen eine öffentliche Debatte über die Projektförderung an Hochschulen absolut nichts einzuwenden ist. Die Hochschulen haben sogar ein Interesse daran, denn sie verweist auch immer wieder auf die Notwendigkeit einer ausreichenden und verlässlichen staatlichen Finanzierung. Allerdings kann es nicht angehen, dass jeder Stiftungslehrstuhl nun als Ausweis einer Fernsteuerung der Hochschulen durch die Wirtschaft interpretiert wird. Wir brauchen die Zusammenarbeit von Hochschule und Wirtschaft auf vielen Ebenen und wir sollten die Unternehmen nicht aus der Verantwortung entlassen, Forschung und Lehre mit zu fördern. Die Kooperationen müssen aber Spielregeln folgen, die die wissenschaftliche Unabhängigkeit sichern. Darauf sollten alle kritisch schauen: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Hochschulen, alle Bürgerinnen und Bürger und gern auch „Hochschulwatch“. HORST HIPPLER, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Bonn