KOMMENTAR: BENNO SCHIRRMEISTER ÜBER IDEALISMUS: Der gute Wille verpflichtet
Auf den ersten Blick ist es eine verführerisch einfache und gute Lösung: Bremen produziert kaum Fleisch. Es konsumiert aber 20.000 Tiere pro Tag.
Wenn es also in öffentlichen Einrichtungen Bremens Essen gibt, dann sollte das Land doch dafür sorgen können, dass die Speisen in Kantinen und Mensen den verkündeten und beschlossenen Kriterien der Fairness und Nachhaltigkeit gerecht werden. Also, dass eben das dort servierte Fleisch nicht aus Massentierhaltung stammt, die antibiotikaresistente Keime verbreitet, den Klimawandel beschleunigt, den Vormarsch gentechnisch veränderter Organismen antreibt, wachsenden Welthunger und erhebliches Tierleiden verursacht. Der Wille ist gut, der Impuls richtig – und Bremen wäre mit einer solchen Maßnahme absoluter Vorreiter. Bliebe aber wohl ohne Nachahmer. Denn enorm wäre der bürokratisch-finanzielle Aufwand einer Kontrolle der Caterer und Kantinen – und ihre Wirkung ungewiss.
Der guten Sache dienlicher wäre es also, sich die entsprechenden Initiativen von Ländern mit Landwirtschafts-Industrie anzuschauen, und sie zu unterstützen. So wäre viel gewonnen, wenn man sich den in Niedersachsen von der Opposition, in Nordrhein-Westfalen von der rot-grünen Regierung getragenen Initiativen gegen das Bauprivileg für Industrieställe anschlösse: Unsexy, aber mit guten Erfolgsaussichten. Und darauf müsste es gerade Idealisten ja ankommen.
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