: Vom Cricketstar zum Gefangenen
Kaum ein so sehr gefeierter Sportler dürfte aus seiner Popularität so wenig politisches Kapital geschlagen haben wie der 54-jährige Pakistaner Imran Khan. Die besondere Tragik des früheren Cricketstars und erfolglosen Oppositionspolitikers ist, dass er immer wieder Opfer seiner eklatanten Fehleinschätzung wurde. Dies zeigte sich auch wieder am Mittwoch: Khan hatte sich bis dahin erfolgreich dem Hausarrest durch Flucht entziehen können. Elf Tage lang trotzte er dem von Militärmachthaber Pervez Musharraf verhängten Ausnahmezustand. Als einer von Musharrafs schärfsten innenpolitischen Kritikern war Khan einer der letzten bekannten Oppositionspolitiker, die noch nicht unter Arrest oder im Exil waren. Einst gehörte der illustre Khan noch zu den Anhängern des Generals und hatte dessen Putsch 1999 begrüßt. Doch die Freundschaft hielt nicht lange, und Khan machte seitdem mit besonders schriller Kritik auf sich aufmerksam.
Jetzt wollte er ein Signal setzen und die politisch zahmen Studierenden seines Landes zum offenen Protest gegen die Diktatur mobilisieren. Als er jedoch bei einer Studentenversammlung auf dem Campus der Panjab-Uni in Lahore auftauchte, musste er wieder erstaunt feststellen, dass Popularität im Sport nicht zwangsläufig Erfolg in der Politik bedeutet. Denn bevor Khan überhaupt zu den Versammelten sprechen konnte, trennten ihn radikale islamistische Studenten von seinen Getreuen, sperrten ihn in ein Gebäude und übergaben ihn der Polizei. Der gefeierte Kapitän des beim World Cup 1992 erstmals siegreichen pakistanischen Nationalteams hätte kaum tiefer fallen können. Jetzt wird er wegen versuchtem Aufstand angeklagt, was mit der Todesstrafe geahndet werden kann.
Der an der britischen Universität Oxford ausgebildete Khan war 1996 mit der Gründung seiner Partei „Bewegung für Gerechtigkeit“ in die Politik gewechselt. Sie kam jedoch nie über zwei Prozent der Stimmen und einen einzigen, nämlich Khans Parlamentssitz hinaus.
Vielmehr machte der frühere Playboy, der sich auch als Philantrop mit einem von ihm in Lahore finanzierten Krebskrankenhaus engagiert, mit seinen Affären und Ehen in der Klatschpresse einen Namen. So bekam die britische Adelstochter Sita White ein uneheliches Kind von ihm, was Khan lange bestritt. Und von 1995 bis 2004 war er mit dem Model Jemima Goldsmith verheiratet, Tochter eines jüdischen Großindustriellen aus London. Es waren diese Verbindungen, die Khan für Pakistans Islamisten zum Feind machten. Dabei wandelte er sich selbst vom Säkularisten zum islamistischen Eiferer, was seine Glaubwürdigkeit nicht erhöhte. SVEN HANSEN