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Archiv-Artikel

„Wir müssen selbstbewusster sein“

„Ebbe un Hehn“ (Ebbe und Huhn) von Birgit Lemmermann ist das „Plattdeutsche Buch des Jahres 2007“

BIRGIT LEMMERMANN, 45, ist plattschnackende Kunst- und Sportlehrerin im Kreis Rotenburg (Wümme). FOTO: PRIVAT

taz: Frau Lemmermann, warum schreiben Sie auf Platt?

Birgit Lemmermann: Hochdeutsche Bücher gibt es genug. Ich freue mich außerdem, wenn ich etwas zur Renaissance des Plattdeutschen beitragen kann. Ich habe mein erstes Buch vor 13 Jahren für meinen Sohn geschrieben, mit dem ich auch zu Hause Platt spreche. Nun ist er 15 und ich hatte Lust etwas Wilderes zu schreiben, keine Kindergeschichte.

Es ist kein Kinderbuch?

Es ist eher für Jugendliche. Um das Buch richtig begreifen zu können, sollte der Leser von der Pubertät zumindest leicht angefochten sein. Das ist wichtig für das Verständnis, da es um das Erwachsenwerden geht.

Interessiert das die Kinder nicht auch?

Kinder leben in einer anderen Welt. Sie finden ihre Eltern nicht blöd, wie es Jugendliche häufig tun. Das ist alles viel harmloser. Wenn ich einen Achtklässler sehe, freue ich mich, dass ich nicht jünger werde.

Für Kinder könnte es vielleicht auch etwas zu skurril sein.

Damit meinen Sie sicher die Illustrationen, die ich für das Buch gemacht habe. Die sind wirklich etwas schräg. Da hängen etwa tote Mäuse an der Leine. Die Geschichte funktioniert über die Bilder genauso wie über den Text. Jugendliche sehen diese Details und sind häufiger bereit, sich auf krauses Zeug einzulassen.

Mit Plattdeutsch verbinden viele Menschen nur lustige Anekdoten und Komiker.

Das ist natürlich ein Vorurteil. Nach Schätzungen gibt es rund elf Millionen Plattschnacker. Das sind eine ganze Menge und mehr, als etwa Schwedisch sprechen. Wir sollten etwas selbstbewusster sein. In den 70er Jahren galt es noch als Gefahr, Kinder auf Platt zu erziehen, da sie dann in der Schule nichts verstehen würden. Für die Leute hier draußen ist Platt Alltag. Die machen sich keine Sorgen um die Sprache, wie es die Bildungsbürger tun. Die ewige Diskussion, die Sprache könne aussterben, ist uralt und schreckt sicher auch ab. En fulen Fisch wüll keeneen köpen. Interview: JAN WEHBERG