: Fünf neue Köpfe im Koordinierungskreis der GlobalisierungskritikerJutta Sundermann
Selbst nennt sie sich „Vollzeitaktivistin“. Die Attac-Mitgründerin wirkte bisher in der zweiten Reihe und übernimmt nun Verantwortung. „Wir dürfen das Projekt nach dem Abgang einiger wichtiger Köpfe nicht im Stich lassen.“ Im Koordinierungskreis will sich die 36-Jährige auf Kampagnen und Pressearbeit konzentrieren, sie hat aber bei einem wichtigen Thema Erfahrung: der Finanzakquise. Sundermann kommt aus der Ökoszene, kämpfte gegen Atomkraftwerke und organisierte die „Gendreck weg!“-Kampagne mit. Sie saß im Jahr 2000 im ersten Attac-Koordinierungskreis, konzentrierte sich dann aber auf Kampagnen, etwa die gegen Energiekonzerne. „Der öffentlichen Diskussion müssen wir internationale und ökonomische Aspekte hinzufügen.“
Stephan Schilling
Der 24-Jährige war zweieinhalb Jahre lang der Sprecher der Grünen Jugend und denkt strategisch: „Von Geißler bis Lafontaine gibt es ja viele Annäherungsversuche“, sagt er. „Attac darf sich nicht festlegen, muss aber eine pluralistische Arbeit mit Parteien fortsetzen.“ Schilling steht für die Zusammenarbeit mit Organisationen wie Gewerkschaften oder Umweltverbänden und will sich Themen wie dem Aufstieg von Indien und China oder der Finanzkrise widmen. Attac müsse als „inhaltliche Avantgarde Bündnisse bis in die Mitte der Gesellschaft schmieden“, sagt der Berliner VWL-Student. Er ist seit vier Jahren bei Attac und sitzt zum ersten Mal im Koordinierungskreis. Und kann auf Starthilfe hoffen: Schilling kann gut mit Attac-Mitgründer Sven Giegold.
Christian Methmann
Der erst 26-Jährige ist nach dem Abgang der Gründergarde eines der altgedientesten und erfahrensten Mitglieder des Koordinierungskreises. Seit 2004 sitzt er in dem Führungsgremium und kümmert sich vor allem um Finanzen und die Mitgliederentwicklung. „Künftig werde ich mehr Pressearbeit machen – da entsteht ein Loch durch den Weggang der Alten.“ Methmann hat Politikwissenschaft und Jura in Hamburg studiert, in dieser Woche macht er sein Diplom. Dann plant er eine Promotion, um weiter Zeit für Attac zu haben. Er stieß über die Arbeitsgemeinschaft „Globalisierung und Ökologie“ zu Attac, organisierte den McPlanet-Kongress und erfolgreiche Kampagnen mit, zum Beispiel die gegen den Lidl-Konzern und die Bahnprivatisierung.
Martin Kempe
Mit 64 Jahren ist Martin Kempe einer der ältesten Neuzugänge im Koordinierungskreis. Der Exchefredakteur der Ver.di-Mitgliederzeitschrift Publik hält Attac für „die linke und gleichzeitig pluralistische Organisation, die am ehesten im 21. Jahrhundert angekommen ist“. Der Journalist hat 1979 die taz mitgegründet, als freier Autor in Hamburg und Berlin gearbeitet und Bücher zu Arbeitswelten verfasst, bevor er zu Ver.di stieß. Bei Attac will er das Internet nutzen, Gegenöffentlichkeit zu schaffen. „Der bürgerliche Journalismus schreibt an der Befindlichkeit der Bevölkerung vorbei.“ Natürlich will Kempe als „eine Art Verbindungsmensch“ auch seine Kontakte zu Ver.di nutzen. „Dabei werde ich Reibungspunkte nicht wegdiskutieren, sondern bewusstmachen.“
Viviana Uriona
Die gebürtige Argentinierin steht für den linken Flügel im neuen Koordinierungskreis. „Attac braucht klare globalisierungskritische Positionen“, sagt die 34-Jährige, die die – bei den G-8-Protesten wichtige – Ortsgruppe Rostock mitgegründet hat. „Dann fällt die Suche nach einem Konsens mit anderen sogar leichter.“ Gleichzeitig will Uriona in das Netzwerk Attac wirken. Ihre Ziele: Den Kontakt des Strategiegremiums zur Basis verbessern, Initiativen im Osten stärker einbinden. Inzwischen lebt die Politikwissenschaftlerin seit 12 Jahren in Deutschland. Sie will sich auf das Thema solidarische Ökonomie konzentrieren. Und sie leistet vor Ort Bewegungsarbeit – indem sie Demos vorbereitet oder sich in der Initiative „Schöner leben ohne Naziläden“ engagiert. US