Bürgerticket im Gespräch

NAHVERKEHR Immer mehr Parteien finden Gefallen an der Idee. Die AfD jedoch nicht

Der Zuspruch für einen öffentlichen Nahverkehr ohne Fahrscheine in Berlin wächst weiter. Nach Piraten und Grünen forderten zuletzt die Linken das Bürgerticket und befürworteten ein gemeinschaftlich finanziertes Modell. „Wir wollen eine Steigerung des Anteils des öffentlichen Personennahverkehrs am Gesamtverkehr“, sagte der verkehrspolitische Sprecher Harald Wolf dem Neuen Deutschland.

Nach Modellberechnungen der Linken könnte durch einen Beitrag jedes Berliner Einwohners ein „Berlinticket“ finanziert werden. Dieses würde mit etwa 30 Euro monatlich nicht einmal halb so viel kosten wie die Monatskarte AB heute im Jahresabo-Preis, die bei 62 Euro liegt.

Der Verkehrsexperte der Piraten, Andreas Baum, begrüßte den Vorstoß. Allerdings sehe er kaum Chancen, „die komplette CDU davon zu überzeugen“, sagte Baum. Ihm zufolge ist das Projekt ohnehin keines für die laufende Legislaturperiode.

Die Piraten lassen ihr Konzept (siehe Kommentar) derzeit von einem Forschungsinstitut durchrechnen. Ergebnisse sollen im Mai oder Juni veröffentlicht werden. „Unser Ziel ist es, dass sowohl alle Pendler als auch Touristen mit einbezogen werden“, erklärte Baum. Damit würden Ticketautomaten für Fahrten innerhalb Berlins überflüssig.

Die AfD ist gegen ein solches „Zwangsticket“, wie es in einer Pressemitteilung vom Montag hieß. „Der Vorschlag ist unausgegoren“, ergründete der AfD-Landesvorsitzende Günter B. J. Brinker die Ablehnung des vorgeschlagenen Bürgertickets. „Dann könnten wir auch Fitnessstudios, Theater oder Kinos per Umlage finanzieren.“ Ein „Zwangsticket für alle“, so Brinker weiter, sei der falsche Weg. „Wer Kosten verursacht, muss diese auch bezahlen. Für finanziell schwächer gestellte Menschen gebe es bereits subventionierte Fahrscheine.“ (dpa, taz)